Für den Germanisten Peter Schlobinski aus Hannover dienten die Begriffe «Anlandeplattformen» und «Ausschiffungsplattformen», die während des Brüsseler EU-Gipfels zur Migrationspolitik diskutiert wurden, lediglich der Verschleierung.
Sie würden benutzt, um möglichst alle negativen Bedeutungsinhalte zu vermeiden, sagte der Vorsitzende der Gesellschaft für deutsche Sprache am Samstag in Wiesbaden dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Sie verschleierten und beschönigten, denn mit einer Plattform oder einem Schiff verbänden die meisten Menschen Positives.

   Er sei allerdings davon überzeugt, dass sich die beiden Ausdrücke in der Medien- und Alltagssprache nicht durchsetzen werden, sagte Schlobinski, der an der Universität Hannover lehrt. Bereits in den Reaktionen auf die Gipfelergebnisse sei von Auffanglagern, Asylzentren oder Camps gesprochen worden. «Weil sie keine breite Aufmerksamkeit erzielen und nicht durchdringen» hätten sie auch keine Chance, zum «Unwort des Jahres» gewählt zu werden.

   Die 28 Staats- und Regierungschefs hatten in der Nacht zum Freitag in der Gipfel-Erklärung vereinbart, ein «Konzept regionaler Ausschiffungsplattformen» prüfen zu lassen. Dabei würden auf dem Mittelmeer gerettete und aufgegriffene Migranten in Länder außerhalb der EU gebracht. Genannt wird immer wieder Nordafrika. Hier könnte entschieden werden, welche Menschen wirklich Schutz brauchen und unter Umständen in die EU kommen dürfen und welche Migranten in ihre Heimat zurückkehren müssen.

   Daneben sollen «kontrollierte Zentren» innerhalb der EU eingerichtet werden. Auch hier sollen Flüchtlinge mit Aussicht auf Aufenthalt in der EU von anderen Migranten geschieden werden.
Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprachen von «geschlossenen Zentren». Diese können gemäß den Beschlüssen nur auf freiwilliger Basis errichtet werden.

epd

Source: Kirche-Oldenburg