Osnabrück (epd). Der Biotechnologie-Experte Hans-Christian Schaefer hat nach dem Auffinden multiresistenter Keime in einigen niedersächsischen Gewässern eine systematische Untersuchung von Flüssen, Bächen und Seen gefordert. Bis dahin blieben die Proben nur bedingt aussagekräftig, denn sie seien offensichtlich von Laien genommen worden, sagte der Referent der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Grundsätzlich sei jedoch eine bundesweit angelegte wissenschaftliche Analyse wünschenswert. Denn das Problem der Ausbreitung von Keimen, die Resistenzen, also Widerstandskräfte gegen Antibiotika entwickelt hätten, sei bekannt.

Journalisten der NDR Sendung «Panorama» hatten nach eigenen Angaben in Niedersachsen an zwölf Stellen Proben aus Bächen, Flüssen und Badeseen genommen. Wissenschaftler fanden in allen Proben Keime, gegen die die meisten Antibiotika nicht mehr wirken. Mediziner äußerten sich in dem NDR-Bericht besorgt. Zwar seien diese Erreger für die meisten Menschen nicht gefährlich, viele trügen sie unbemerkt in sich. Sie könnten aber vor allem für geschwächte, kranke und alte Menschen sowie für Neugeborene lebensbedrohlich sein.

Schaefer betonte, schon bei früheren Untersuchungen seien solche Bakterien etwa in Abwässern von Klinik-Kläranlagen oder in der Abluft von landwirtschaftlichen Ställen nachgewiesen worden. «Letzten Endes ist es unvermeidbar, dass Resistenzen angereichert werden, sobald Antibiotika eingesetzt werden. Und es ist ebenso unvermeidbar, dass sie sich in der Umwelt ausbreiten.» Es komme deshalb darauf an, die Ausbreitung möglichst zu verlangsamen.

Das könne seiner Ansicht nach nur erreicht werden, wenn der Einsatz von Antibiotika verringert und Alternativprodukte eingesetzt würden. Forscher der Universität Lüneburg etwa entwickelten Antibiotika, die leicht abbaubar seien und gar nicht mehr in die Umwelt gelangten. Die DBU fördere solche und ähnliche Initiativen im Förderschwerpunkt «Nachhaltige Pharmazie».

Die Variante, vorhandene Erreger aus den Kläranlagen herauszufiltern, hält der Experte alleine nicht für zielführend. Das Wasser müsste dann am Ende der normalen Reinigung noch desinfiziert werden. Das sei teuer und würde zudem die Ausbreitung nur über diesen Weg verhindern. Den Eintrag der Erreger etwa über Gülle oder Mist auf die Felder und in die Gewässer könne so nicht gestoppt werden.

Immerhin gebe es sowohl national als auch international bereits seit einiger Zeit Programme, die den Antibiotika-Einsatz sowohl in der Tier- wie auch in der Humanmedizin verringern sollten, betonte Schaefer. Diese zeigten auch bereits Wirkung. Aber eine Systemumstellung funktioniere eben nicht von heute auf morgen. Länder wie Dänemark zeigten jedoch, dass auch moderne, intensive Landwirtschaft mit deutlich weniger Antibiotika auskommen könne.
Source: Kirche-Oldenburg