Meppen/Greifswald (epd). Der ausgedehnte Moorbrand auf dem Waffen-Testgelände der Bundeswehr im Emsland könnte nach Ansicht des Greifswalder Moorforschers Jan Peters langfristig fatale Folgen für das Ökosystem Hochmoor und das Klima haben. «Es kann Jahrzehnte dauern, bis auf der abgebrannten Fläche überhaupt wieder etwas wächst», mahnte der Landschaftsökologe der Succow-Stiftung mit Sitz in Greifswald im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auf einer ähnlichen Fläche im Baltikum rege sich nach einem Moor- und Torfbrand in den 1970er Jahren trotz vielfältiger Versuche zur Wiederherstellung noch immer kein Halm und kein Strauch.

Dabei seien Moore als Kohlenstoffspeicher Nummer eins enorm wichtig für die Eindämmung des Klimawandels, sagte Peters. Sie könnten den CO2-Ausstoß senken und langfristig Kohlenstoff binden. Da aber mehr als 90 Prozent der ohnehin nur noch rund 18.000 Quadratkilometer Moorflächen in Deutschland entwässert seien und landwirtschaftlich sowie für den Torfabbau genutzt würden, seien sie derzeit sogar eine Quelle für Kohlendioxid. Wenn dann noch eine der wenigen kaum entwässerten Moorflächen wie die im Naturschutzgebiet Tinner und Staverner Dose nördlich von Meppen auf einen Schlag riesige Mengen CO2 freisetze, heize das den Klimawandel weiter an.

Oberirdische Brände der Pflanzendecke in Mooren kämen in trockenen Jahren etwa durch Blitzeinschlag häufiger vor und seien für das Ökosystem sogar eher hilfreich, erläuterte der Experte der Naturschutzstiftung, die sich im Moorschutz weltweit und bei der Entwicklung und Sicherung von Nationalparken und Biosphären-Reservaten vor allem in Osteuropa engagiert. Das Problem bei diesem Brand sei jedoch, dass er bereits die unterirdischen Torfschichten erreicht habe und der Torf verbrenne. Diese Schichten seien offenbar durch den regenarmen Sommer und den Wasserentzug der umliegenden landwirtschaftlichen Nutzung extrem ausgetrocknet.

Nach dem Brand bleibt Peters zufolge ein extrem nährstoffarmer, schwarzer Boden zurück, der sich in den Sommern immer wieder so stark aufheizen könne, dass sterilisierende Temperaturen erreicht würden. Darauf könnten sich keine Pflanzen entwickeln. Die nährstoffreichere Asche werde in kurzer Zeit vom Wind weggetragen.

Der Schwelbrand hinterlasse zudem eine unebene Oberfläche mit Höhen und Senken, auf der sich nur schwer wieder eine durchgehend feuchte Moorfläche entwickeln könne. Der Landschaftsökologe plädierte dringend dafür, die verbrannte Fläche nicht sich selbst zu überlassen, sondern bei der Restauration nachzuhelfen etwa durch eine dauerhafte Anhebung der Wasserstände und das Ausbringen von Torfmoosen und anderen Moorpflanzen. Allerdings zeigten Erfahrungen, dass ein Erfolg auch dann nicht garantiert sei. Bei vielen Versuchen in ähnlichen Gebieten sei die Restauration mindestens deutlich langsamer vorangeschritten als prognostiziert.

Der Moorbrand in Meppen, der sich mittlerweile auf zwölf Quadratkilometer ausgedehnt habe, könne im Übrigen noch deutlich länger andauern als die Brandexperten bislang vermuteten, warnte Peters. «Wir hatten Moorbrände in Russland, bei denen noch nach einem halben Jahr Glutnester unter der Erde schwelten.» Verantwortliche von Feuerwehr und Bundeswehr hatten angekündigt, dass die Löscharbeiten noch einige Wochen weitergehen könnten.
Source: Kirche-Oldenburg