Osnabrück (epd). Jüngste Starkregen und Überschwemmungen in Teilen Deutschlands sind nach Ansicht des Wissenschaftlers Maximilian Hempel ein Zeichen unter vielen, dass sich der Umgang mit Grund- und Oberflächenwasser grundlegend ändern muss. So müssten in urbanen Gebieten etwa Dachbegrünung, aber auch die Mehrfachnutzung von beispielsweise Sportplätzen, Parks oder Gärten als Überflutungsflächen bei Planungen eine verstärkte Rolle spielen, sagte der Abteilungsleiter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt für den Bereich Umweltforschung und Naturschutz dem Evangelischen Pressedienst (epd). «Starkregen wird in Zukunft noch zunehmen.»

 

Aus diesem Grund beschäftige sich das Bundesland Bremen bereits seit 2011 in den DBU-Projekten «KlimaAnpassungsStrategie Extreme Regenereignisse (KLAS)» und «Auskunfts- und Informationssystem Starkregenvorsorge» (AIS) intensiv mit der Frage, welche Anpassungen zukünftig nötig sind. Bürgerinnen und Bürger können mit Hilfe der erstellten Karte das Risiko für ihr eigenes Grundstück abschätzen und selbst Maßnahmen ergreifen, erläuterte Hempel. Auch andere Kommunen hätten bereits Interesse daran gezeigt. Besonders für kleinere Kommunen sei AIS eine echte Hilfe, um das Thema Starkregenvorsorge aktiv anzugehen.

 

Ziel müsse eine sogenannte «Schwammstadt» sein, die in der Lage sei, Wasser in ausreichendem Maß zwischenzuspeichern und zurückzuhalten statt es direkt abzuführen, sagte Hempel. Das gelte gerade mit Blick auf steigende Temperaturen, die Starkregenereignisse grundsätzlich begünstigten. «Als Faustformel gilt, dass jedes Grad Celsius mehr rund sieben Prozent mehr Wasser in den Wolken bedeutet.»

 

Doch auch in weiteren Bereichen gelte es, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen, betonte Hempel. So sei es in der Forst- und Landwirtschaft entscheidend, wie Wasser verteilt werden könne. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge habe sich tatsächlich nicht entscheidend verändert, betonte Hempel. Es sei allerdings zu beobachten, dass in der Vegetationsperiode weniger Niederschlag falle. «Feuchtere Winter bringen wenig, wenn das Wasser in den Monaten fehlt, wo Pflanzen wachsen sollen.»

 

Technische Lösungen wie Tröpfchenberegnung oder auch gezielte Vorgaben für den Betrieb von großen Feldberegnungsanlagen könnten den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft optimieren und auch Grundwasserspeicher schonen, sagte Hempel. Gerade Grundwasser sei zwar oftmals ausreichend vorhanden, aber «auch ein gut gefüllter, jedoch um 50 Zentimeter abgesackter Speicher kann bedeuten, dass Pflanzen nicht mehr ausreichend versorgt werden». Renaturierte Flussläufe oder aufgestaute Entwässerungsgräben seien zudem geeignete Mittel, um Wasser in der Landschaft zu halten.

 

Generell seien im ländlichen Raum bei all diesen Möglichkeiten regionale Wasser-Konzepte zielführend, die gemeinsam mit den betroffenen Akteuren aus Behörden, Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz erarbeitet werden müssten, sagte Hempel. Die Interessen der Wasserverbraucher könnten nur in einer gemeinsamen Anstrengung in Einklang gebracht werden. Am Ende könne dann etwa für ein Wasser-Einzugsgebiet eine wasserwirtschaftliche Raumordnung stehen, die die verschiedenen Bedarfe austariere.

Kirche-Oldenburg
Experte: Umgang mit Wasser muss sich grundlegend ändern