Bremen (epd). Deutschland muss nach Einschätzung von Experten mehr tun, um Pflegekräfte besser auf Einsätze in Katastrophen und Krisen vorzubereiten. "Auch angesichts des Klimawandels wird es dringend Zeit", sagte der Bremer Pflegewissenschaftler Stefan Görres am Donnerstag zu Beginn einer internationalen Konferenz über den Einsatz von Pflegekräften bei humanitären Katastrophen in der Hansestadt. Bis Freitag diskutieren dort etwa 170 Experten vornehmlich aus Asien, aber auch aus Afrika, den USA und Europa über Katastrophenmanagement insbesondere in der Pflege.

Zwar sei Deutschland bisher ein typisches Endsendeland für Hilfskräfte gewesen, sagte Görres. Doch Überschwemmungen wie jetzt auf Mallorca und in Frankreich zeigten, dass Pflegekräfte vermehrt auch bei Katastrophen in Europa gefragt seien. "Dann geht es beispielsweise darum, wie man im Krisenfall Erste Hilfe leistet, wie eine Versorgung trotz zerstörter Krankenhäuser sichergestellt werden kann oder wie von außen Pflegekräfte möglichst schnell in eine Katastrophenregion gebracht werden können."

Das Bremer Treffen ist die fünfte Forschungskonferenz der "World Society of Disaster Nursing" (WSDN). In den vergangenen Jahren trafen sich die Experten in Japan, Wales, China und zuletzt im indonesischen Jakarta. Er wolle mit dem Treffen auch auf ein Thema aufmerksam machen, das wenig beachtet werde, sagte Görres. Zwar werde in Katastrophenfällen ausführlich berichtet. Hilfskräfte und die dahinter stehenden Organisationen blieben aber häufig im Hintergrund. Das treffe insbesondere für Pflegeberufe zu.

Gerade Pflegekräfte sind nach Studien des Bremer Instituts für Public Health und Pflegeforschung Schlüsselpersonen, wenn Katastrophenhilfe gelingen soll. WSDN-Präsidentin Aiko Yamamoto ergänzte, im Ernstfall seien sie nicht nur kurzfristig gefragt, sondern müssten dafür ausgebildet werden, über Monate zu helfen.

Die Bremer Konferenz biete die Chance, voneinander zu lernen und die internationalen Netzwerke in diesem Bereich zu stärken, sagte Görres. Er setzt sich dafür ein, die Vorbereitung auf Katastrophenfälle mehr als bisher in der Pflegeausbildung einzubauen. Überdies will er das Thema in Zusammenarbeit mit Logistikern und Computerexperten als Forschungsschwerpunkt an der Bremer Universität etablieren.
Source: Kirche-Oldenburg