Mit lautstarkem Protest sind in Bremen und an vielen Orten Niedersachsens Jugendliche am Freitag auf die Straße gegangen. Das Kultusministerium wies darauf hin, dass Streiks während der Unterrichtszeit nicht ohne weiteres erlaubt seien.

Hannover/Bremen (epd). Mit Schulstreiks haben am Freitag fast 4.000 Schüler, Auszubildende und Studenten in Niedersachsen und Bremen für einen besseren Klimaschutz und gegen die Klimapolitik der Bundesregierung protestiert. Allein in Hannover zählte die Polizei bei der bundesweiten Protestaktion «Fridays for Future» rund 2.300 Teilnehmende. Auch in sechs weiteren niedersächsischen Städten sowie in Bremen gingen Jugendliche auf die Straße.  

Das niedersächsische Kultusministerium wies unterdessen in Hannover darauf hin, dass ein solcher Protest im Grundsatz nach dem Ende des Schulunterrichts stattfinden müsse. Auch der Schulleitungsverband Niedersachsen plädierte dafür, die Proteste in die unterrichtsfreie Zeit zu legen.  

«Wir begrüßen das Engagement der Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz sehr», sagte eine Sprecherin von Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). Dennoch lägen die Voraussetzungen für eine Beurlaubung vom Unterricht nicht vor. Zwar könne dem Grundrecht auf Meinungsfreiheit ein Vorrang vor dem staatlichen Bildungsauftrag eingeräumt werden. In diesem Fall müsse dies aber die jeweilige Schulleitung zuvor erlauben.

In Bremen und Hildesheim demonstrierten laut Polizei rund 400 Schülerinnen und Schüler. In Göttingen und Lüneburg protestierten jeweils mehr als 200 Jugendliche vor den Rathäusern. In Stade waren es nach Veranstalterangaben rund 250.

In Hannover zogen die streikenden Jugendlichen mit lautstarkem Protest von der City zum niedersächsischen Landtag. Auf Transparenten forderten sie «Rettet unsere Zukunft!» und «Kohle stoppen, Klima schützen!». Sie riefen: «Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.» Redner warben für den Klimaschutz. Sie kündigten an, jeden Freitag weitere Streiks zu organisieren, bis die Politik handle.

«Wir fordern den kompletten Ausstieg aus der Kohle und einen Wechsel zu erneuerbaren Energien», sagte Lou Töllner (17) von den Organisatoren. «Das Thema darf kein Randthema bleiben.» Die internationale Bewegung «Fridays for Future» setze sich für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens ein.

Der Vorsitzende des Schulleitungsverbandes Niedersachsen, Frank Stöber, sagte dem epd, er bewundere die Schüler dafür, dass sie für ihre Zukunft demonstrieren gingen. «Ich finde es großartig, dass sie ihre Bürgerpflicht wahrnehmen und gegen ein Phänomen protestieren, das von der Politik kleingeredet wird.» Allerdings sei es nicht besonders geschickt, dies während der Unterrichtszeit zu tun. «Weil das immer zu Konflikten führt.»

Wenn Schüler dem Unterricht zeitweise fernblieben, handele es sich um Fehlstunden, die auch als solche gezählt werden müssten, erläuterte Stöber. «Wenn Eltern das Fehlen aber entschuldigen, sind das entschuldigte Fehlstunden wie auch bei einem Arzttermin.» Die Lehrer sollten die Schüler dann auffordern, den versäumten Stoff nachzuarbeiten, sagte Stöber, der die Aurelia-Wald-Gesamtschule Uetze bei Hannover leitet.

In Oldenburg zogen bei der Protestaktion nach Polizeiangaben etwa 50 Schüler mit Transparenten durch die Innenstadt. Auch in Braunschweig und Osnabrück sowie weiteren mehr als 40 Städten bundesweit waren Schulstreiks geplant. Bereits im Dezember waren Hunderte Schüler in ganz Deutschland für den Klimaschutz auf die Straße gegangen.

Vorbild für die Streikenden ist die 15-jährige Schwedin Greta Thunberg, die mit einem mehrwöchigem Schulstreik internationale Aufmerksamkeit erlangte. In Australien und den USA seien ihr bereits Tausende junge Menschen gefolgt, erläuterte Töllner.
Source: Kirche-Oldenburg