Hannover (epd). Ein unabhängiges Forscherteam stellt am Donnerstag in Hannover die erste übergreifende Studie zu sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen in der evangelischen Kirche und der Diakonie vor. Das Team unter der Leitung des Studien-Koordinators Martin Wazlawik von der Hochschule Hannover hat seit 2020 die Ursachen für sexualisierte Gewalt in der Kirche und der Diakonie, den Umgang mit Betroffenen und die Häufigkeit von Missbrauch erforscht.

 

Erwartet wird, dass die Studie – ähnlich wie 2018 die MHG-Studie in der katholischen Kirche – für Aufsehen sorgt. So sagte etwa Detlev Zander, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat und Sprecher der Betroffenen von Missbrauch in der evangelischen Kirche und der Diakonie, die Studie werde «ein Beben» auslösen.

 

In Auftrag gegeben hatte die Studie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Um die Unabhängigkeit der Forscher zu garantieren, fördert sie die Studie durch eine Zuwendung in Höhe von 3,6 Millionen Euro. Ziel der sogenannten ForuM-Studie ist es, eine empirische Grundlage für die Aufarbeitung in der EKD, den 20 evangelischen Landeskirchen und den 17 Diakonie-Landesverbänden zu schaffen. Betroffene von Missbrauch hatten sich jahrelang für eine solche Studie eingesetzt.

 

Vergangene Woche hatte es unter Betroffenen Kritik gegeben, dass einzelne Landeskirche bereits vorab Fallzahlen veröffentlichten. Der Fokus solle nicht allein auf den Zahlen liegen, hieß es. Bislang sind 858 Fälle bekannt, in denen Anträge auf Anerkennungsleistungen bewilligt wurden.

 

Die Erhebung umfasst fünf Teilprojekte und eine Meta-Studie. Der Name ForuM leitet sich von dem Forschungsverbund ab: «ForuM – Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland». Dem Forschungsverbund gehören Experten aus verschiedenen Fachbereichen an, darunter Soziale Arbeit, Forensische Psychiatrie und Geschichtswissenschaft.

Kirche-Oldenburg
Forscher stellen Studie zu Missbrauch in der evangelischen Kirche vor