Norden (epd). Ein neues europaweites Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Koexistenz von Menschen und Wölfen in urbanen Räumen. An dem Vorhaben beteiligen sich 18 Partner in neun Staaten, wie der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Mittwoch in Norden mitteilte. Niedersachsen nimmt mit dem landeseigenen Wolfsbüro des NLWKN an den Forschungen teil.

Die Durchsetzung strenger Schutzmaßnahmen habe es ermöglicht, «dass wir in den letzten Jahren in vielen Ländern Europas eine Rückkehr des Wolfs erleben konnten», sagte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Dies sei ein bemerkenswerter Erfolg für den Naturschutz, schaffe aber auch neue gesellschaftliche Herausforderungen – gerade dort, wo eine sich erholende Wolfspopulation auf ausgeprägt urban entwickelte Räume treffe.

Im Zentrum des Projekts «LIFE Wild Wolf» steht den Angaben zufolge die Verbesserung der Bedingungen für eine gemeinsame Nutzung von Land in siedlungs- und stadtnahen Gebieten. «Die ökologische Rolle wildlebender Wölfe und die kulturelle Identität lokaler Gemeinschaften sollen dabei erhalten bleiben», sagte Ingrid Wiesel vom NLWKN-Wolfsbüro. Konkret gehe es darum, neue Techniken und Abläufe für ein besseres Management von Begegnungs- und Annäherungssituationen zu entwickeln.

Geplant ist demnach unter anderem der Aufbau von Interventionsteams und die Entwicklung eines Protokolls für effizientere Einsätze. «Im Fokus steht aber auch eine Veränderung der menschlichen Wahrnehmung und des Verhaltens, zum Beispiel, wenn es um eine Gewöhnung der Wildtiere an die vom Menschen bereitgestellten Nahrungsquellen in einigen Projektgebieten geht», erläuterte Wiesel. Langfristig erhofften sich die Projektpartner auf diese Weise eine verringerte Bedrohung der Wolfspopulationen, etwa durch illegale Tötungen oder eine Einschränkung ihrer Lebensräume.

Die beteiligten Forscher hoffen dabei nicht nur auf neue Erkenntnisse zum Umgang mit Wölfen. Das Projekt werde sich zwar auf Wölfe konzentrieren, viele der zu entwickelnden Strategien und Konzepte könnten künftig aber auch auf andere Wildtierarten angewendet werden, hieß es.

Kirche-Oldenburg
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