Braunschweig/Berlin (epd). Der ehemalige Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, fordert mehr Aufmerksamkeit für Krankheiten, die sich aufgrund des Klimawandels ausbreiten. Durch die Erderwärmung stiegen vielerorts die Wassertemperaturen, was etwa die Ausbreitung bestimmter Erreger wie Vibrionen oder Cholera begünstige, sagte Wieler, der am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam forscht, den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Online Sonntag, Print Montag). Durch den Klimawandel vergrößere sich auch der Lebensraum für Zecken sowie bestimmter Mückenarten und Stechfliegen und den mit ihnen verbundenen Infektionskrankheiten.

 

«Ein Beispiel ist das West-Nil-Virus, das bei Menschen eine schwere Gehirnhautentzündung auslösen kann», sagte Wieler. «Bisher sind die Fallzahlen in Deutschland gering.»

 

Der frühere RKI-Chef, der am Hasso-Plattner-Institut im Bereich «Global Public Health» zu Krankheitsprävention und Bevölkerungsgesundheit forscht, forderte gezielte Weiterbildungen für Hausärzte, damit diese im Praxisalltag sensibilisiert seien. «Wenn ein Patient mit entsprechenden Symptomen in die Praxis kommt, müssen die Ärztinnen und Ärzte die Hinweise richtig deuten können», sagte Wieler. Das gelte auch für die Krankheiten, die von Zecken übertragen werden – Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) etwa. Denn die Verbreitung bestimmter Zecken nehme zu.

 

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Früherer RKI-Chef: Klimawandel erhöht Risiko für Krankheiten