Moringen/Kr. Northeim (epd). Die KZ-Gedenkstätte Moringen erinnert wegen der Corona-Pandemie auch in diesem Jahr weitgehend digital an die Befreiung des Moringer Jugend-Konzentrationslagers. Über die Social-Media-Kanäle würden viele Dokumente, Fotos, Kommentare sowie Aussagen ehemaliger Häftlinge und Angehöriger der 2. und 3. Generation verbreitet, teilte die Gedenkstätte am Donnerstag mit. Nur die Kranzniederlegung am Gedenkstein auf dem Moringer Friedhof am Freitag (9. April) solle in einem kleinen, nichtöffentlichen Kreis stattfinden. Das Jugend-KZ war vor 76 Jahren befreit worden.
   
Drei Tage zuvor wurden die damals noch in Moringen inhaftierten rund 500 Jugendlichen von der SS auf einen Evakuierungsmarsch Richtung Harz gezwungen, kranke und nicht mehr gehfähige Häftlinge blieben im KZ zurück. Die Evakuierten mussten nachts marschieren, tagsüber wurden sie in Scheunen oder anderen Gebäuden eingeschlossen. Wer nicht mehr weiter konnte, wurde zurückgelassen oder erschossen.
   
Der Marsch endete am 10. April 1945 in der Nähe von Goslar. Die SS-Bewacher flüchteten vor der nahenden Front, die Jugendlichen konnten sich aus ihrer Übernachtungshaft in einer Scheune selbst befreien. Sie baten in den umliegenden Ortschaften um Nahrung, bevor sich sie sich auf den Weg nach Hause machten und meist völlig entkräftet ihre Heimatorte in Deutschland, Slowenien, Polen, Österreich und Luxemburg erreichten. Die in Moringen verbliebenen Häftlinge wurden am 9. April von der US-Armee befreit.
   
Das Jugend-Konzentrationslager bei Northeim bestand von 1940 bis 1945. Zuvor gab es dort bereits 1933 ein KZ für Männer und von 1933 bis 1938 eines für Frauen. Im Jugend-KZ waren die Häftlinge im Alter von 13 bis 22 Jahren Willkür, Zwangsarbeit, Hunger und drakonischen «Erziehungsmethoden» ausgesetzt. Viele von ihnen starben, wurden zwangssterilisiert oder in andere Konzentrationslager deportiert. Unter Leitung des NS-Arztes Robert Ritter versuchten sogenannte Kriminalbiologen, ihre These, dass Kriminalität und «Asozialität» erblich bedingt seien, mit Untersuchungen an den Moringer Häftlingen zu belegen.

epd

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Gedenkstätte erinnert weitgehend digital an Befreiung des KZ Moringen