Einsparungen und sinkende Mitgliederzahlen zwingen die beiden großen Kirchen immer häufiger, Kirchen und Kapellen aufzugeben. In Niedersachsen schlossen in den vergangenen Jahren mindestens 85 Kirchen, im Land Bremen 14.

Hannover/Bremen (epd). Evangelische Kirchengemeinden müssen sich auch in Niedersachsen und Bremen zunehmend mit der Schließung ungenutzter Kirchengebäude befassen. Das Problem ungenutzter Gotteshäuser in Deutschland ist je nach Region jedoch sehr unterschiedlich ausgeprägt, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den 20 Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ergab. In fast allen Landeskirchen mussten schon Kirchen aufgegeben werden. Vor allem im Rheinland und im Ruhrgebiet mussten viele Kirchen schließen.

In Niedersachsen schlossen in den vergangenen Jahren mindestens 27 evangelische Kirchen. Noch stärker ist die katholische Kirche betroffen, die landesweit 58 Kirchen aufgab. In Bremen trennten sich die beiden Kirchen von insgesamt 14 Sakralgebäuden.

Die mitgliederstärkste Landeskirche der EKD, die Landeskirche Hannover, musste seit 2002 insgesamt 19 Kirchen entwidmen, verkaufen oder vermieten, vor allem im Raum Hannover. Damit belegt sie unter den westdeutschen Landeskirchen Platz zwei. Zwei ehemalige Kirchen wurden dort zu Synagogen umgestaltet. Andere werden inzwischen für soziale oder kulturelle Zwecke genutzt. In vier Fällen wurden Kirchen oder Kapellen abgerissen. Es gab jedoch auch Neubauten an gleicher Stelle. Mit der entwidmeten Corvinuskirche in Hannover steht demnächst erneut ein Kirchenabriss an.

Experten erwarten, dass sich die Zahl ungenutzter Kirchen in den nächsten Jahren weiter erhöhen wird. «Ich glaube, dass das Problem oft kleingeredet wird», sagte die Karlsruher Architekturprofessorin Kerstin Gothe dem epd. Durch die gute Steuersituation sei in vielen Landeskirchen der Druck gesunken, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Doch die sinkenden Mitgliederzahlen und Sparzwänge ließen erwarten, dass man zukünftig weniger Kirchen benötige.

Die oldenburgische Kirche hat seit 2013 zwei Kirchen in Wilhelmshaven und Einswarden in der Wesermarsch entwidmet. In der braunschweigischen Landeskirche wurden in den vergangenen Jahren zwei Kirchen in Goslar und Salzgitter verkauft. Eine davon ist inzwischen abgerissen, die andere gehört einem Kulturverein.

Die Evangelisch-reformierte Kirche verkaufte seit 2008 vier Kirchen, davon drei in Osnabrück. Eine davon wurde abgerissen, in einer weiteren findet Jugendarbeit statt. In der kleinen Landeskirche Schaumburg-Lippe gibt es aktuell keine ungenutzten Kirchen.

Deutlich stärker ist das katholische Bistum Hildesheim betroffen: Dort wurden seit 2008 insgesamt 51 Kirchen profaniert, davon 47 in Hildesheim und vier in Bremen. Sie werden nach Bistumsangaben inzwischen von anderen christlichen Konfessionen als Wohnungen oder von Kindergärten genutzt. In der früheren Christophoruskirche in Holtensen bei Hannover ist zurzeit ein Online-Shop für Nähmaschinen untergebracht.

Das Bistum Osnabrück hat in den vergangenen zehn Jahren sechs Kirchen aufgegeben, verkauft oder umgebaut, darunter zwei in Bremen. Vier Kirchen wurden abgerissen. Im Offizialatsbezirk Oldenburg des Bistums Münster wurden in den vergangenen Jahren fünf Kirchen profaniert.

Spitzenreiter unter den evangelischen Landeskirchen in Deutschland ist die Evangelische Kirche im Rheinland: Dort wurden in den Jahren zwischen 2008 und 2018 rund 150 Kirchen entwidmet – ungefähr jede zehnte. Im Osten sind vor allem die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) betroffen. In der EKM werden 48 Kirchen nicht mehr genutzt, in der EKBO wurden in den vergangenen 25 Jahren 30 Kirchen abgegeben oder verkauft. In Süddeutschland werden Kirchen seltener entwidmet.

Source: Kirche-Oldenburg