Hannover (epd). In der Debatte um eine geschlechtergerechte Sprache hat die hannoversche Sprachwissenschaftlerin Gabriele Diewald zu Gelassenheit aufgerufen. «Die Absicht ist ja, fair und gerecht zu kommunizieren», sagte die Professorin für germanistische Linguistik an der Universität Hannover der hannoverschen «Neuen Presse» (Sonnabend). «Das Bedürfnis, Dinge zu verhindern, weil sie vermeintlich nicht schön sind oder weil man das vorher auch nicht gemacht hat, wird vielleicht einiges verzögern, aber nicht verhindern.»

Hannover hat als erste deutsche Großstadt in der Verwaltung die geschlechtergerechte Sprache eingeführt und damit Diskussionen angefacht. Dabei kommt auch das sogenannte «Gendersternchen» zum Einsatz bei Formulierungen wie «Einwohner*innen». Diewald sagte: «Das Gendersternchen ist etwas Neues, und ich vermute, dass die Entwicklung hier noch nicht am Ende ist.» In der Schriftsprache sei das Sternchen der Versuch zu signalisieren, dass tatsächlich alle gemeint sind. «Wie gelungen das ist und ob sich das durchsetzt, kann man noch nicht sagen.»

Sprache wandele sich und das sei auch notwendig, erläutere sie. «So wie Gesellschaften sich entwickeln, so entwickeln sich auch Sprachen durch komplexe Prozesse.» Das Deutsche habe sich in einem patriarchalischen System entwickelt, die männliche Bezeichnung galt als Norm. «Und alles, was diese Normalität aufhebt, gilt erst einmal als skandalös.»

Die Anforderung an eine geschlechtergerechte Sprache bestehe seit Jahrzehnten, sagte Diewald. Sie sei ein Mittel der Gleichstellung und damit als Auftrag im Grundgesetz formuliert. «Die sprachliche Benennung von Personen, die tatsächlich auch gemeint sind, ist Bestandteil dieser Bemühungen um Gerechtigkeit.»

Source: Kirche-Oldenburg