Saarbrücken/Aurich (epd). Boßeln ist in Ostfriesland Nationalsport. In dem 1.500-Einwohner-Dorf Strackholt, rund 20 Kilometer von Aurich entfernt, lernen ihn auch Eritreer kennen – mit der Hilfe der Dorfbewohner. Die fünf Flüchtlinge sind nämlich dort «gestrandet». Und «Gestrandet» heißt auch der Dokumentarfilm von Lisei Caspers über diese fünf Männer und ihre ehrenamtlichten Helfer: die Journalistin Christiane und der pensionierte Schuldirektor Helmut.
«Diese zwei sind unglaublich offen an das Thema herangegangen», berichtet Caspers. Sie hätten ihr eigenes Handeln reflektiert und versucht den Flüchtlingen ein selbstständiges Leben zu ermöglichen.
Dabei gab es auch immer wieder Rückschläge – wie das ständige Warten auf die Aufenthaltserlaubnis. Während des Drehs habe sie genau wie auch ihre Protagonisten ein Gefühl der Hilflosigkeit gespürt, sagt die Regisseurin. «Die einen sind in ihrem Leid gefangen, erleben es physisch und psychisch, und man selber sieht es, dokumentiert es und kann aber auch nichts machen.»
Im Film hat sie vollständig auf Kommentare verzichtet. Die Protagonisten stehen für sich. «Ich finde es spannend, wenn ein Film ein eigenes Erleben und eine eigene Meinungsbildung ermöglicht», sagt die 1983 geborene Regisseurin. Sie wolle dem Zuschauer keine Interpretation vorgeben.
Mit «Gestrandet» tritt Lisei Caspers beim 37. Filmfestival Max Ophüls Preis im Dokumentarfilmwettbewerb an. Sie selbst habe sich den ganzen Film über die Frage nach der Heimat gestellt, sagt Caspers. «Heimat ist ein Prozess, etwas, das man vielleicht sein Leben lang sucht.» Für sie ist es «weniger ein geografisch festgelegter Ort als vielmehr ein Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit».
Passend dazu wirbt Dokumentarfilmerin Caspers für mehr Offenheit gegenüber dem Fremden. Jeder müsse für sich entscheiden, ob er dazu etwas beitragen wolle, betonte sie. «Für mich ist Angst eine verständliche Emotion, aber immer die falsche Reaktion.»
Source: Kirche-Oldenburg