Berlin/Hannover (epd). Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) übt scharfe Kritik an dem von der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und Frauenrechtlerin Alice Schwarzer initiierten Manifest gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine. «Ein Appell für Friedensverhandlungen mit einem sofortigen Ende aller militärischer Unterstützung für die Ukraine ist nicht nur naiv, sondern auch unehrlich», sagte die Grünen-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag).

 

Zu den Erstunterzeichnern der Petition gehört unter anderem die frühere hannoversche Landesbischöfin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann. Sie kritisierte in einem Interview mit dem Deutschlandfunk (Sonnabend) eine aktuell herrschende «rein militärische Logik» und fragte: «Müssen wir in dieser militärischen Logik uns Putin anpassen und immer weiter aufrüsten oder gibt es Formen zu sagen: Wir finden Wege, hier endlich einen Waffenstillstand auszuhandeln?»

 

Das Manifest von Wagenknecht und Schwarzer sei keineswegs eine Absage an weitere Gewalt, die Initiatorinnen befürworteten vielmehr damit, dass der russische Präsident Wladimir Putin und seine Leute weiterhin unschuldige Ukrainerinnen und Ukrainer überfallen, einsperren, vergewaltigen und verschleppen ließen, argumentierte dagegen Göring-Eckardt. «Es ist nicht der Westen, der mit Waffen zur Verteidigung eine rote Linie überschreitet. Die rote Linie hat Putin überschritten: vor neun Jahren mit der Annexion der Krim.»

 

Auf die russische Aggression dürfe eine freie Gesellschaft nicht mit Belohnung reagieren. «Die Ukraine verteidigt nicht nur ihr eigenes Land, sondern auch unsere Freiheit und vor allem die europäische Sicherheit», sagte Göring-Eckardt, die in Ehrenämtern in der evangelischen Kirche engagiert ist.

 

Wagenknecht und Schwarzer hatten in dem am Freitag veröffentlichten «Manifest für Frieden» unter anderem das Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine gefordert. Sie warnen darin vor einer Eskalation, die zu einem Atomkrieg führen könne.

 

Das Manifest auf der Petitionsplattform «change.org» haben bis Sonntagmorgen bereits mehr als 210.000 Menschen unterschrieben. Erstunterzeichner sind außer Käßmann und anderen der Journalist Franz Alt, die Schauspieler Henry Hübchen, Hanna Schygulla und Katharina Thalbach, der Sozialmediziner und ehemalige Bundespräsidentschaftskandidat Gerhard Trabert, der CSU-Politiker Peter Gauweiler, die Grünen-Politikerin Antje Vollmer, der Dirigent Justus Frantz und der Sänger Reinhard Mey.

 

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Göring-Eckardt: Aufruf zu Friedensgesprächen ist naiv und unehrlich