In der Gemeinde mitmischen, anpacken, wenn Hilfe benötigt wird: Hier in Steinfeld gibt es viele, die bereits umsetzen, wozu Bischof Jan Janssen an diesem Abend in seiner Predigt auffordert. So wie Ursula Slota. Die Steinfelderin war früher schon einmal in der Kirchengemeinde aktiv, hat die Kinderkirche vor Ort mitgestaltet. Wenn es bei ihr beruflich wieder ruhiger wird, möchte sie sich erneut engagieren, erklärt sie.
Die knapp 2.000 Mitglieder starke evangelisch-lutherische Gemeinde im Kirchenkreis Oldenburger Münsterland ist die siebte Station der Gottesdienstreihe „Ein feste Burg – ein frischer Blick“. 17 kleinere Gemeinden im Oldenburger Land will Bischof Jan Janssen anlässlich des Reformationsjubiläums insgesamt besuchen, will dort mit den Gläubigen ins Gespräch kommen.
Sie finde es schön, sagt Ursula Slota, dass der Bischof auch bei den anschließenden Begegnungen dabei sei. Sich Zeit für die Menschen vor Ort nehme. Das erste Mal habe sie ihn vor fünf Jahren live erlebt, erinnert sich die Steinfelderin. Damals predigte er beim Pfingstgottesdienst auf der Freilichtbühne Lohne vor rund 300 Gläubigen.
Auch an diesem Abend, in der Steinfelder Auferstehungskirche, spricht Bischof Janssen über das Pfingstfest. Darüber, wie Martin Luthers Lied „Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist“ (EG 126) Gott einlädt. Ihn gleich in der ersten Strophe bittet, die Herzen der Menschen zu besuchen. Glaube sei zuallererst Herzenssache, stellt Luther fest. Doch seien es nicht nur unsere Sinne, unser Herz, die Gottes Licht erreicht und erreichen muss. „Die Herzenssache des Glaubens soll auch verstanden werden“, erklärt Bischof Janssen mit Blick auf die Überschrift des Gottesdienstes „Zünd uns ein Licht an im Verstand“ (EG, 126,3).
Die Verknüpfung von Herz und Hirn, von Glaube und Verstand, findet er in dem Lied „Wenn Glaube bei uns einzieht“, entstanden 2004 in der Oldenburger Kirche, wieder. „Wenn Glaube bei uns einzieht, öffnet sich der Horizont“ macht der erste Vers deutlich: Gottes Geist, betont Bischof Janssen, sorge ganz grundlegend für Horizonterweiterung. Er begeistere unsere Herzen und Hirne und bewege unsere Hände zum Handeln.
„Ihr seid schon Salz und Licht! Nun werdet es auch! Wirkt und würzt, leuchtet und lodert!“, ermuntert der Bischof die Anwesenden in Anlehnung an den Predigttext (Mt 5, 13-16). „Gebt als Gemeinde der Gesellschaft die nötige Würze und Wegweisung! Bringt Helligkeit dahin, wo es finster, neue Perspektive dort, wo keine Aussicht mehr war.“
Der Gottesdienst habe ihr sehr gut gefallen, verrät Gisela Fabricius beim anschließenden Ausklang im Pfarrheim. Vor allem auch, dass so viele Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde unter den Besuchern gewesen seien. „Das ist doch ein gutes Zeichen“, freut sich die Steinfelderin. Es zeige, sagt sie, dass die Ökumene vor Ort funktioniert.
Auch Pfarrer Christoph Schäfer sieht in dem Gottesdienst eine wertvolle ökumenische Erfahrung. Dass der Bischof im Rahmen der Reihe ganz bewusst jene Gemeinden aufsucht, in die er sonst nur selten kommt, hält er für eine gute Idee. Durch die Anwesenheit des Bischofs auf der einen und dem Reformationsjubiläum auf der anderen Seite würden diese Veranstaltungen in doppeltem Sinne zu etwas Besonderem.
„Als ich im vergangenen Dezember das erste Mal von dem Termin hörte, war ich noch gar nicht in dieser Gemeinde“, erzählt der Geistliche lachend. Erst Anfang Februar hatten er und seine Frau, Pfarrerin Pia Kristin Schäfer, offiziell ihr Amt in Steinfeld angetreten. Dafür, sich „äußerlich und mental auf diesen Gottesdienst vorzubereiten“, sei in den vergangenen sechs Monaten aber genug Zeit gewesen, berichtet er.
Als nächstes stehen nun die Planungen für den großen Reformationsgottesdienst nebst „Steinfelder Thesenanschlag“ an, für den Vereine, Verbände oder die katholische Kirchengemeinde eigene Thesen einreichen können. „Mal schauen“, schmunzelt Steinfelds neuer Pfarrer, „ob wir auch auf 95 kommen.“
Melanie Thiel de Gafenco
Source: Kirche-Oldenburg