Hannover (epd). Die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) hat den Islamverband Ditib als verlässlichen Partner für das Land Niedersachsen bezeichnet. Das Land unterstütze die Bestrebungen der Islamverbände Ditib und Schura nach mehr Selbstständigkeit, jedoch könne das Land nicht die Satzung der Verbände ändern, sagte sie am Donnerstag vor dem in Hannover tagenden Landtag. Der Vorsitzende des Ditib-Landesverbandes Niedersachsen-Bremen, Yilmaz Kilic, unterstrich unterdessen in der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Donnerstag), dass Ditib ein deutscher Verein und nicht abhängig von der türkischen Regierung sei.

Ditib vertrete einen Islam der Mitte und sei politisch neutral, sagte Kilic. Allerdings werde der Verband auch weiterhin darauf angewiesen sein, dass die Imame von der türkischen Religionsbehörde Diyanet bezahlt würden. «Diese Zusammenarbeit muss weitergehen und das ist auch, so denke ich, im allgemeinen Interesse. Denn sonst würden wir Imame zum Beispiel aus Saudi-Arabien bekommen, und das wollen wir alle nicht.»

Ministerin Heiligenstadt zufolge bemühen sich Ditib und Schura darum, möglichst zeitnah als direkte Kooperationspartner des Landes für einen konfessionellen Religionsunterricht nach Artikel 7 des Grundgesetzes anerkannt zu werden. Derzeit wird in Niedersachsen der Islamunterricht ausschließlich von staatlichen Lehrkräften nach staatlichen Lehrplänen erteilt.

Es gebe besondere Anforderungen an die Unabhängigkeit der Verbände von staatlichen Einflüssen, sagte Heiligenstadt. Wähle ein Verband seine Organisationsstruktur so, dass Zweifel an dieser Unabhängigkeit entstehen, könne das Land die Anerkennung nicht gewähren, «bis die Zweifel ausgeräumt sind».

Kilic plädierte dafür, den Gesprächsfaden zwischen in Deutsch-Türken und der deutschen Mehrheitsgesellschaft trotz der Ereignisse in der Türkei nicht abreißen zu lassen. «Es darf nicht passieren, dass hier bei uns eine Trennlinie zwischen Muslimen und Nichtmuslimen gezogen wird.» Er habe schon immer dafür plädiert, dass in Deutschland lebende Türkischstämmige sich in der deutschen Politik engagieren sollten. Die deutschen Politiker hätten ihnen allerdings lange Zeit das Gefühl vermittelt, sie seien hier nur Gastarbeiter und gehörten nicht dazu.

Ditib vertritt in Niedersachsen nach eigenen Angaben 90 Moscheegemeinden mit bis zu 80.000 Muslimen. Derzeit würden im Land 110 Imame beschäftigt, hieß es. Die meisten davon kämen aus der Türkei. Insgesamt leben in Niedersachsen rund 300.000 Muslime.
Source: Kirche-Oldenburg