Mehr als 1.100 Menschen haben am Sonntagmorgen, 16. Juni, beim 36. Tag der Niedersachsen an der großen Bühne auf dem Valoisplatz in Wilhelmshaven einen ökumenischen Gottesdienst für Stadt und Region gefeiert. Die Kirchengemeinden der Stadt Wilhelmshaven und viele aus den anliegenden Regionen hatten dazu eingeladen. „Wo ist dein Heimathafen, der offen ist für viele und wo du zu Hause?“, hatte zum Auftakt die Heppenser Pastorin Meike von Fintel gefragt. Interviewpartner erzählten, wie sie in Wilhelmshaven heimisch wurden. Für Kapitänleutnant Christian Gebhardt aus Magdeburg gehören – wie für viele – Freunde und Familie zur Heimat, für ihn aber auch die See. Zurzeit in Wilhelmshaven stationiert geht es für den Offizier demnächst nach London. Besonders schwer hat es der 33-jährige Arash Hosinpor aus dem Iran, der vor drei Jahren Familie und Freunde zurücklassen musste und nun in der Christus- und Garnison-Kirchengemeinde etwas Heimat gefunden hat. „Das Leben ist kein Wunschkonzert – der Spruch hat mir irgendwie geholfen“, berichtete er.

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In der ökumenischen Dialogpredigt – gemeinsam gehalten von Bischof Thomas Adomeit von der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg und dem katholischen Weihbischof Wilfried Theising aus Vechta – legten die Geistlichen das biblische Jesus-Gleichnis vom verlorenen Sohn aus: Der eine bleibt, der andere Sohn geht, verprasst das Erbe und der Vater empfängt ihn doch wieder überschwänglich.

Menschen bräuchten eine Heimat, denn Heimat bedeute Sicherheit, betonte Bischof Thomas Adomeit. Hier fühlten sich Menschen zu Hause, sicher und verstanden. „In der Heimat dürfen Menschen sein, wie sie sind.“ Laut Meinungsumfragen sei der Begriff Heimat in Deutschland positiv besetzt. Mehr als 90 Prozent der Menschen in Deutschland verbänden den Begriff Heimat mit ihren Beziehungen zu Familie und zu Freunden. Das gelte insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender Mobilität in unserer Gesellschaft, so Adomeit. Heimat bleibe aktuell.

Weihbischof Wilfried Theising erinnerte daran, dass in der Stadt Wilhelmshaven und ihrer Umgebung Werft- und Hafenarbeiter, Fischer und Angehörige der Marine, schließlich auch Vertriebene nach dem Krieg und jetzt Geflüchtete eine neue Zukunft gesucht haben.

Wo Menschen sich als Christinnen und Christen begegneten mit dem gemeinsamen Ziel, Gottes Willen in dieser Welt zu tun, könne mehr Himmel auf Erden werden, so Adomeit. Gottes Wort finde so bei den Menschen einen Heimathafen. Der oldenburgische Bischof rief dazu auf, auf andere Menschen zuzugehen, sich zu engagieren, statt sich zu ängstigen und zurückzuziehen. Dann entstehe eine neue Heimat – im Knüpfen von Kontakten und im Aufbauen von Beziehungen. Dies geschehe an vielen Orten in der Flüchtlingsarbeit oder auch in der Seemannsmission, wo es um die ersten Bedürfnisse von Gästen gehe. So könne „eine neue und gemeinsame Heimat sogar mit und für die Menschen entstehen, die ihre alte Heimat tatsächlich verloren haben“, so Bischof Adomeit.

Theising meinte: „Das Gleichnis vom gütigen Vater kann Hoffnung geben. Gott ist für mich da, immer. Er will Heimat für mich sein, egal, in welche Richtung ich mich begebe, vielleicht sogar verirrt habe.“ In Christus am Kreuz habe Gott die Arme weit für alle Menschen ausgebreitet.

Bei Lesungen und Gebeten wirkten Christinnen und Christen aus der altkatholischen, freikirchlichen und neuapostolischen Gemeinde Wilhelmshaven mit. Kantor Ralf Grössler aus Wildeshausen mit seinem Chor Joyful Voices und der Auswahlchor des Posaunenwerkes der oldenburgischen Kirche unter Leitung von Landesposaunenwart Christian Strohmann sorgten für die Musik, die mit viel Beifall bedacht wurde.


Informationen unter: www.tdn-kirche.de 
Source: Kirche-Oldenburg