Bremen (epd). Der Bremer Herzspezialist Rainer Hambrecht unterstützt die Forderung nach einem höheren Mehrwertsteuersatz auf stark zuckerhaltige Softdrinks. Im Gegenzug sollten gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse von Steuern befreit werden, schreibt der Vorsitzende der Projektgruppe Prävention der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in einem Beitrag für den Bremer «Weser-Kurier» (Samstag). Durch steuerliche Maßnahmen könne Studien zufolge eine Senkung des Anteils übergewichtiger Menschen um zehn Prozent erreicht werden.

Fettleibigkeit zähle genauso wie Diabetes mellitus und körperliche Inaktivität zu den Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Faktoren, argumentiert der Chefarzt des Herzzentrums am Bremer Klinikum Links der Weser. Ihr Einfluss nehme in Europa leider zu. «Inzwischen ist in Deutschland etwa jeder vierte Erwachsene fettleibig. Weniger als 48 Prozent sind regelmäßig körperlich aktiv.»

Zudem sei im Deutschen Herzbericht 2017 festgestellt worden, dass die Sterbeziffer bezüglich Herzinfarkt erstmals seit langem wieder ansteige. «Da die medizinische Akutversorgung auf einem guten Niveau ist, sind sich die Experten einig, dass vor allem durch nachhaltige Präventionsmaßnahmen Verbesserungen der Sterbeziffern erzielt werden können.»

Dass steuerliche Maßnahmen wirken, sieht Hambrecht durch das Beispiel Großbritannien bestätigt. Dort werde seit April eine Herstellerabgabe auf stark zuckerhaltige Softdrinks erhoben. Positive Effekte seien bereits sichtbar, denn mehrere Unternehmen hätten die Rezeptur ihrer Getränke angepasst und den Zuckergehalt deutlich gesenkt.

Die Förderung von Schul- und Freizeitsport sei ein weiterer wichtiger Aspekt zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die in Deutschland jährlich mehr als 356.000 Todesopfer forderten. Hambrecht: «Aufgrund der dramatischen Entwicklung in diesem Bereich kann sich unsere Gesellschaft en ‘Weiter so’ nicht leisten.»
Source: Kirche-Oldenburg