Zur Erinnerung an den Künstler und Oldenburger Ehrenbürger Horst Janssen fand am 31. August – seinem 20. Todestag – ein Festaktmit Freunden, Weggefährten und Gästen in der St. Lamberti-Kirche statt. Zuvor wurde auf dem Gertrudenkirchhof ein Kranz an Janssens Grab niedergelegt.
„Horst Janssen begleitet mich seit meiner Schulzeit. Zuerst mit seinem Zeichnen, dann auch mit seinem Schreiben“, erklärte Bischof Jan Janssen in seinem Grußwort vor mehr als hundert Gästen im Lambertus-Saal der St. Lamberti-Kirche. Der Bischof (nicht verwandt mit dem Künstler) zitierte einige „ins Auge springende wilde Wortblüten“ und Beobachtungen Horst Janssens, darunter die Sätze: „Es gibt den Moment, wo ich meine höchste Angst in die tiefste ‚Gelassenheit‘ fallen lasse und mir erlaube, den Irrungen und Hoffnungen Tausender Menschheitsgeschlechter zu folgen und an Gott zu glauben“ (aus Horst Janssens „Die Welt ein Kugelsieb“). Er erinnere sich noch an die vielen Sonnenblumen beim Trauergottesdienst und die Schmetterlinge, die damals durch die St. Lamberti-Kirche flatterten, und lasse sich von Horst Janssen gerne anregen,„von seiner hellwachen, seiner seherischen Haltung gegenüber den Gegenständen. Das Zeichnen und Schreiben von Horst Janssen lädt ein, ruft auf, provoziert zum Schnuppern, gerade so, wie Martin Luther ein biblisches Wort für ein Kräutlein hält. Je mehr man es reibt, desto mehr duftet es.“ Horst Janssens Zeichnen und Schreiben bleibe für ihn „erfrischend und beglückend“, so der Bischof: „Janssen selbst kannte beides nicht als Besitz für die Schublade, sondern als Augenblick für das Leben, die Hoffnung und das Gottvertrauen.“
Oberbürgermeister Jürgen Krogmann begrüßte die Gäste mit der Erinnerung an einen Ehrenbürger, „der sich selbst gern als Unikum bezeichnete und authentisch war – mit allen Ecken und Kanten. Die Ehrenbürgerwürde wird nur wenigen Persönlichkeiten zuteil. Horst Janssen war kein Oldenburger von Geburt, aber er hatte eine besondere Beziehung zu Oldenburg. Die Wirkung dieses vielseitigen, herausragenden Künstlers bleibt durch das Horst-Janssen-Museum bestehen.“ Krogmann betonte, dass Janssen verfügt habe, auf dem Gertrudenkirchhof begraben zu werden. „Er wollte die Ewigkeit hier verbringen. Wer vor 20 Jahren gesehen hat, wie die Kutsche mit seinem Sarg von vier Rappen durch Oldenburg gezogen wurde, hat das sicher nicht vergessen. Heute freuen wir uns, einen großen Oldenburger ehren zu können.“
Ein Beispiel für die schnelle, originelle und pointierte Textkunst von Horst Janssen trug Gesche Tietjens vor. Für seine damalige Lebensgefährtin schrieb der Künstler das Gedicht „Tessiner Litanei – Tach Püppchen, ich liebe dich“. „Ich erinnere mich noch an diese Reise ins Tessin 1971“, schickte Tietjens voraus. „Ein Licht, ein Ton, ein Mensch, eine Landschaft genügten ihm als Inspiration.“
Melodischer Gesang, aber auch rhythmisches Stampfen und die Lautwiedergabe eines Zuges waren unter anderem Bestandteile des Sing- und Sprechstücks „Eine kleine Horst Musik“, das der Komponist Steffen Wolf für Horst Janssen geschrieben hat und mit einem Hamburger Chor präsentierte. „Dadaistisch und ein bisschen schräg, aber alles andere wäre für Horst Janssen auch zu normal gewesen“, hatte Dr. Jutta Moster-Hoos, Leiterin des Oldenburger Horst-Janssen-Museums, den Auftritt angekündigt.
Horst Janssen wurde 1929 in Hamburg geboren und wuchs in Oldenburg auf. Als Zeichner und Grafiker wurde er weltweit bekannt und für seine experimentierfreudigen Arbeiten vielfach mit Preisen ausgezeichnet. Der Künstler galt auch als Lebemann und Exzentriker. 1992 erhielt er die Ehrenbürgerwürde der Stadt Oldenburg. Das Oldenburger Horst-Janssen-Museum, das im November 2000 eröffnet wurde, zeigt JanssensWerke als Zeichner, Radierer, Holzschneider, Lithograf, Plakatkünstler, Illustrator und Autor.
Antje Wilken
Source: Kirche-Oldenburg