Hannover/Bremen (epd). Mehrere Hundert Menschen haben am Sonnabend bei Ostermärschen in Niedersachsen und Bremen für Frieden und Abrüstung demonstriert. Nach Angaben des «Netzwerks Friedenskooperative», eines Dachverbandes der Friedensbewegung, gab es in den beiden Bundesländern in zehn Städten Kundgebungen und Demonstrationen. Bundesweit waren am Sonnabend mehr als 50 Aktionen angekündigt.

Am Ostermarsch in Hannover unter dem Motto «Europa: Frieden wagen – für eine gerechte Welt» beteiligten sich nach Angaben des örtlichen Friedensbüros rund 300 Friedensbewegte. Nach dem Auftakt an der Ruine der im Krieg zerstörten Aegidienkirche zogen die Teilnehmer durch die Innenstadt zum Steintor. Bei der Abschlusskundgebung sprach unter anderem Sigmar Walbrecht vom Niedersächsischen Flüchtlingsrat über den Zusammenhang von Kriegen und Flucht. Europa dürfe sich nicht gegen Flüchtlinge abschotten, hieß es in einem Aufruf. «Wir wollen, dass alle Staaten Europas Konflikte friedlich lösen.»

«Verantwortung heißt: Abrüstung, Atomwaffenverbot, Entspannung!», lautete das Motto beim Ostermarsch in Bremen. Am Hauptbahnhof versammelten sich der Polizei zufolge rund 300 Personen. Ekkehard Lentz vom Bremer Friedensforum sprach von 800 bis 1.000 Teilnehmern. «Es ist ein buntes Bild hier», sagte er: «Ganz viele unterschiedliche Organisationen, Fahnen und Transparente.» Nach einer Demonstration durch die Innenstadt sollte die Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz der Stadt stattfinden.

Die Ostermarschierer forderten ein weltweites Verbot von Atomwaffen. In mehreren Aufrufen und Redebeiträgen wurde konkret der Abzug der US-Atomwaffen aus dem rheinland-pfälzischen Büchel bei Cochem verlangt. Zudem prangerten Redner die hohen Ausgaben für Rüstung in Deutschland an – sie sollen 2019 um zwölf Prozent auf mehr als 40 Milliarden Euro ansteigen. Auch deutsche Rüstungsexporte müssten gestoppt werden.

Beim Göttinger Ostermarsch wandten sich Redner unter anderem gegen das Auftreten der Bundeswehr an Schulen. Die Armee werbe etwa mit Multi-Media-Trucks massiv und gezielt bei Minderjährigen, hieß es. Ganze Unterrichtsstunden würden durch Jugendoffiziere der Bundeswehr gestaltet, Lehrer würden im Sinne der Bundeswehr fortgebildet, Kasernen lüden Schulklassen zu Tagen der offenen Tür ein. Sogar Waffenschauen und Schießsimulationen würden den Schülerinnen und Schülern angeboten.

Weitere Ostermärsche gab es am Sonnabend in Braunschweig, Bremerhaven, Delmenhorst, Gifhorn, Oldenburg, Osnabrück und Wolfsburg. Am Ostermontag wollen Kriegs- und Rüstungsgegner in Emden und Wilhelmshaven auf die Straße gehen. Im Eichsfeld wollen sich Friedensmarschierer aus Niedersachsen und Thüringen am selben Tag am «West-Östlichen-Tor» auf dem ehemaligen Grenzstreifen treffen. Das Mahnmal aus Baumstämmen war 2002 vom früheren sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow und dem damaligen Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) seiner Bestimmung übergeben worden.

Die Ostermarsch-Bewegung entstand in Großbritannien. Am Karfreitag 1958 versammelten sich nahe London unter der Regie des britischen Philosophen Bertrand Russel erstmals 10.000 Menschen, um für atomare Abrüstung zu demonstrieren. In Deutschland fand der erste Ostermarsch 1960 statt. In Hochzeiten zwischen 1968 bis 1983 demonstrierten bei Ostermärschen in Westdeutschland mehrere hunderttausend Menschen gegen den Vietnam-Krieg oder die Nato-Nachrüstung. In den vergangenen Jahren beteiligten sich bundesweit noch einige tausend Kriegsgegner.
Source: Kirche-Oldenburg