Oldenburg/Dangast (epd). Ein Künstler, zwei Ausstellungen: Mit einer umfassenden Retrospektive würdigt das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Oldenburg ab 21. März das Leben und das Werk des Malers Franz Radziwill (1895-1983). Anlass ist der 125. Geburtstag des Künstlers am 6. Februar. Auch das Franz-Radziwill-Haus in Dangast plant ab März eine große Jubiläumsausstellung. Während die Schau in Oldenburg Radziwills Beziehung zum Landesmuseum thematisiert, widmet sich die Dangaster Ausstellung den Lichtinszenierungen des Malers.

Unter dem Titel «125 Werke zum 125. Geburtstag» wird bis zum 23. August der gesamte über fast 100 Jahre in Oldenburg gewachsene Bestand an Werken des Künstlers gezeigt, wie das Landesmuseum am Donnerstag mitteilte. Über alle Wandlungen seines Stils habe das Haus das Werk Radziwills begleitet, ausgestellt und gesammelt. Im Oldenburger Schloss sollen so großformatige Gemälde und farbstarke Aquarelle genauso wie Künstlerpostkarten an Freunde und Sammler sowie präzise Zeichnungen eines hervorragenden Beobachters zu sehen sein.

Die Spanne reiche von ersten bekannten Gemälden aus dem Jahr 1915 über die expressionistischen Anfänge und Hauptwerke des Magischen Realismus bis hin zu den Arbeiten des Künstlers, die zur NS-Zeit in Gauausstellungen präsentiert worden seien. Nach dem Zweiten Weltkrieg näherte Radziwill sich dem Surrealismus an und nahm Motive der New Age-Bewegung in seine Bildwelten auf. Die letzten Werke entstanden, bevor der Künstler aufgrund eines Augenleidens 1972 die Malerei aufgeben musste.

Die Jubiläumsausstellung in Dangast steht unter dem Titel «Lichtspiele» und läuft vom 22. März bis zum 10. Januar 2021. Mit fantastischen Lichteffekten gehört Franz Radziwill zu den herausragenden Vertretern des Magischen Realismus, heißt es in der Vorankündigung. Geprägt von der Präzision der Neuen Sachlichkeit und dem Studium der barocken Lichtmalerei habe der Maler eine unverkennbare Bildsprache entwickelt: «Seine Bildräume erscheinen, als sei das Geschehen von einer übermächtigen Lichtquelle angestrahlt.»

Radziwill gilt in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts als Einzelgänger. Geboren in der Wesermarsch und aufgewachsen in Bremen kam Radziwill 1921 zum ersten Mal nach Dangast und ließ sich dort ab 1923 nieder. Hier entstand das Frühwerk des Malers in Anlehnung an die Brücke-Künstler, die den Ort 1907 für sich entdeckt hatten. Über seine Wahlheimat in dem Fischer- und Badeort schwärmte er, Dangast sei «zwischen Bergen und Rotterdam die farbigste Ecke der Welt».

Source: Kirche-Oldenburg