Hannover/Dortmund (epd). Die Reformationsbotschaftern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat die Trennung von Kirche und Staat als Verdienst der Reformation gewürdigt. Es sei gut für beide Seiten, dass Staat und Religion getrennt seien, sagte die frühere hannoversche Landesbischöfin in Dortmund. Eine Art "Gottesstaat" oder auch ein "Diktat der Religion" fördere die Freiheit nicht, unterstrich sie. Eine zentrale Leistung der Reformation sei, dass Glaube und Vernunft beieinandergeblieben seien und sie die Aufklärung vorbereitet habe.

Käßmann rief zum 500. Jubiläum der Reformation im Jahr 2017 zu einer differenzierten Sicht auf. Der Protestantismus in Deutschland und das Luthertum weltweit seien souverän genug, die Schattenseiten ihres großen Vorbildes nicht auszublenden, sagte sie in ihrem Vortrag bei der Generalversammlung der Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank).

Das Jubiläum sei auch eine Chance für eine deutliche ökumenische Dimension. Bei aller Verschiedenheit sei klar, dass die großen Kirchen mehr verbinde als sie trenne, unterstrich Käßmann. Gerade in einer immer weltlicher werdenden Gesellschaft habe ein gemeinsames Zeugnis von Christen ein besonderes Gewicht: "Je stärker wir gemeinsam auftreten, desto eher werden wir gehört."

Die Reformationsbotschafterin ermutigte zudem Kirchen dazu, neue Medien zu nutzen. Luthers Einsatz von damals neuen Medien wie dem Buchdruck sei Beispiel dafür, dass auch die Kirche neue Kommunikationsformen getrost nutzen dürfe, sagte Käßmann. Zugleich müssten Grenzen eingehalten werden: Niemals dürfe ein Streit um die Wahrheit die Würde eines Menschen verletzen. So seien manche Äußerungen, zu denen sich Menschen in sozialen Netzwerken hinreißen ließen, in keiner Weise sozial.

Am 31. Oktober 2017 jährt sich zum 500. Mal die Veröffentlichung der 95 Thesen von Martin Luther gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit. Aus Anlass dieses Gedenktages gestalten Bund, Länder und Kirchen ein Festjahr vom 31. Oktober 2016 bis zum 31. Oktober 2017.
Source: Kirche-Oldenburg