Verband lobt Theologin für Engagement für Kinder

Pfingsten kann die Botschaft tragen, den Blick nach vorn zu richten. Davon ist Margot Käßmann überzeugt. Zuletzt war sie für den Deal der Generationen in Kritik geraten. Es sei ihr um Kinder gegangen, sagt die Theologin. Dafür erhielt sie jetzt Lob.
  
Hannover (epd). Für Margot Käßmann hat das Pfingstfest eine kraftvolle Botschaft. «Aus der Zeit der Mutlosigkeit, der Kraftlosigkeit erleben die Frauen und Männer um Jesus plötzlich, wie sich ein gemeinsamer Geist ausbreitet, eine Geistkraft entsteht, die die Mutlosigkeit und Verzagtheit wegbläst», sagte die einstige hannoversche Landesbischöfin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Samstag): «Das ist Pfingsten, das Erlebnis, es geht auch anders. Wir bewältigen das – um nicht zu sagen: Wir schaffen das.» Unterdessen lobte die Die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend Käßmanns Einsatz für Kinder in der Corona-Krise.
    
In Erinnerung an die in der Bibel geschilderte Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Menschen wird Pfingsten auch als «Geburtstag der Kirche» verstanden. Die Feier ist auch ein Symbol für Kreativität und Neuanfang. Den biblischen Berichten zufolge schenkt Gott seit Pfingsten seinen Geist nicht mehr einzelnen Auserwählten, sondern allen Christen: «Sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in anderen Sprachen», heißt es in der biblischen Apostelgeschichte.
    
Mit Blick auf die Corona-Pandemie, Sicherheitsregeln, Abstands- und Hygienevorschriften stehe für sie im zweiten Timotheusbrief der zentrale Satz für «diese ganze merkwürdige Zeit», sagte Käßmann. Gott habe den Menschen nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern den Geist der Liebe, der Kraft und der Besonnenheit. «Und wenn wir über Pfingsten reden, dann ist das doch eine tolle Aussage: nicht Furcht, sondern ein ganz anderer Geist. Liebe, Kraft, Besonnenheit. Das heißt, ich gerate nicht in Panik, aber auch nicht in Sorglosigkeit.»
   
Die 61 Jahre alte Theologin war zuletzt in die Kritik geraten, weil sie einen «Deal» der Generationen in der Corona-Krise ins Gespräch gebracht hatte. «Wenn ich wüsste, dass die Kleinen und Jüngeren wieder rauskönnen, wenn wir, die über Sechzigjährigen, die Risikogruppen, zu Hause blieben, wenn das der Deal wäre, dann würde ich mich darauf einlassen», hatte sie dem sozialen Straßenmagazin «Asphalt» in Hannover gesagt. Die Älteren hätten ein gutes Leben gelebt. Deshalb sei es angesichts der Bedrohung durch Covid-19 jetzt an ihnen, zugunsten der Kinder zu verzichten.
   
Gegenüber der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» rechtfertigte sie diese Aussage. Es sei ihr keinesfalls um strikte Vorschriften gegangen. «Ich bin die Letzte, die staatliche Bevormundung verlangt.» Stattdessen sei es ihr angesichts von Debatten über Abwrackprämien, Bundesliga und Berufsverbote für Spitzensportler wichtig gewesen, die Jugend in den Blick zu rücken. Niemand habe über die Kinder geredet, die teils monatelang ohne Unterstützung zu Hause sitzen mussten. «Das wollte ich klarmachen, weil mir in dieser Krise wieder einmal klar geworden ist, dass Kinder bei uns keine Lobby haben.»
   
Der Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (aej), Mike Corsa, sagte am Samstag, die Theologin bringe es prominent auf den Punkt: «Kinder und Jugendliche sind das Schlusslicht, wenn es darum geht, das Leben schrittweise zu normalisieren. Erwachsenen steht die Welt wieder weitgehend offen.» Einkaufszentren, Restaurants und Biergärten lüden wieder ein, die Fußballbundesliga spiele wieder, Freizeitparks und Sportstudios öffneten die Türen. «Und Kinder- und Jugendliche? Seit zweieinhalb Monaten sitzen sie überwiegend zu Hause, können die für ihr Leben so wichtigen Freund und Freundinnen innen nicht treffen. Viele haben keinen Garten, leben in beengten Verhältnissen mit erhöhten Stressfaktoren.»
   
Deshalb müssten bei allen weiteren Maßnahmen zur Normalisierung des Lebens, die Folgen für Kinder und Jugendliche ebenso berücksichtigt werden wie die Folgen für die Wirtschaft und für gesundheitliche Risikogruppen. Fachpolitiker und die Fachverwaltung müssten an den Tisch der Krisenstäbe. Politische Fachgremien und die Interessenvertretungen von Kindern und Jugendlichen dürften nicht nachlassen, dieses eklatante Defizit lautstark zu kritisieren. «Kinder- und Jugendliche dürfen nicht Schlusslicht bleiben.» Die aej vertritt die Interessen von ca. 1,35 Millionen jungen Menschen.

Source: Kirche-Oldenburg