Von Charlotte Morgenthal (epd)

Wer im Gottesdienst das Bargeld vergessen hat und trotzdem Spenden möchte, hat ab diesem Sonntag in Braunschweig die Chance, auch mit Geldkarte zu zahlen. Die evangelische St.-Lukas-Gemeinde ist eine der ersten, die eine digitale Kollekte anbietet.

Braunschweig (epd). Das Display des EC-Kartengeräts in den Händen des evangelischen Pastors Benedikt Sacha leuchtet hellblau auf. «Wie an der Supermarktkasse wird der Betrag eingegeben, die Karte eingesteckt und die Zahlung mit dem jeweiligen Pin-Code bestätigt», erläutert der Theologe das System. Die St.-Lukas-Kirchengemeinde im Braunschweiger Stadtteil Querum ist ab diesem Sonntag eine der ersten in Niedersachsen, die künftig Spenden nicht nur mit dem Klingelbeutel, sondern auch per EC-Karte oder Girocard entgegennimmt.

Oft habe er bei Trauungen oder Taufen erlebt, dass die Menschen nicht unbedingt an Bargeld für die Kollekte gedacht hätten, sagte Sacha. «Es ist keine innovative Idee, denn in fast allen Bereichen kann man mittlerweile ohne Bargeld bezahlen.» Die Menschen seien mittlerweile daran gewöhnt.

Die Spende per Geldkarte sei ein zusätzliches Angebot, das bei besonderen Gottesdiensten zum Einsatz kommen soll, sagt Sacha. Dann haben die Gottesdienstbesucher nach dem Gottesdienst am Ausgang auch die Möglichkeit, auf dem mobilen Gerät per Karte Geld zu spenden.

«Wir sind in einer Experimentierphase.»
Kirchenvorsteher Daniel Köhler, von Beruf Einzelhandelskaufmann, hat sich um die Realisierung des Projekts bemüht. Dafür leiht sich die Gemeinde langfristig von der Bank das EC-Gerät, das die Zahlungsdaten über ein gesichertes Handy-Netz überträgt. Bei dem Angebot gehe es der Kirchengemeinde nicht darum, sich selbst zu bereichern, betont Köhler. Das werde auch daran deutlich, dass die Gemeinde die Transaktionsgebühren trage. Etwa 70 Prozent der gesammelten Spenden gingen an Projekte außerhalb der Gemeinde.

Die Tradition der Kollekte, das Sammeln für wohltätige Zwecke, geht bis in urchristliche Zeiten zurück. In den evangelischen Kirchen wird noch heute in jedem Gottesdienst um Spenden gebeten: für Hilfsprojekte in aller Welt genauso wie für die Sanierung des Kirchturms oder Menschen in Not in der eigenen Gemeinde.

Die Idee einer digitalen Kollekte wird derzeit von zahlreichen Kirchen aufgegriffen. So hatte die Kirche von England angekündigt, in 16.000 Kirchen und Einrichtungen das Spenden per Karte zu ermöglichen. Sie reagierte damit darauf, dass Briten immer seltener Bares in der Tasche haben und stattdessen zunehmend mit Karte zahlen. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz präsentierte kürzlich den «digitalen Klingelbeutel»: Er hat die Form eines herkömmlichen Klingelbeutels. Im Griff des neuen Modells sind allerdings die nötige Bezahltechnik sowie ein Akku integriert.

Eine evangelische Kirchengemeinde in Walsrode in der Lüneburger Heide hatte im Frühjahr ebenfalls einen neuen Bezahlweg angeboten. Mit einem Smartphone konnten die Spender einen QR-Code einlesen und dann mit einer App einen beliebigen Betrag als Kollekte überweisen. Bei einem ersten Versuch habe die Gemeinde neun Buchungen mit Beträgen zwischen einem Cent und zehn Euro gezählt, hieß es.

Für die Gemeinde in Braunschweig könnte die digitale Kollekte auch eine Entlastung sein. Immer schwieriger sei es geworden, Bargeld bei einer Bank einzuzahlen, sagt Pastor Sacha, während er mit dem EC-Gerät in der Hand an der Kirchentür steht. Inzwischen nehme keine der vier Filialen im Stadtteil Münzgeld an, so dass Mitarbeiter in die Hauptfiliale in die Innenstadt fahren müssten. Nach großen Gottesdiensten wie zu Weihnachten müssten auf diesem Wege große Geldbeträge transportiert werden.

Die Gemeinde will das neue Angebot jetzt erst einmal zwei Jahre lang ausprobieren. Danach will sie überlegen, wie das Projekt fortgeführt wird, erzählt Sacha. «Vielleicht ist es auch eine Möglichkeit, dass sich Gespräche darüber entwickeln, was es heißt, eine Kollekte zu geben.»

Info: Die St.-Lukas-Kirchengemeinde in Braunschweig bietet die Möglichkeit der digitalen Kollekte erstmals bei einem Fest am 22. Juli um 14 Uhr an.

Internet: Zur digitalen Kollekte: http://u.epd.de/10s4

Orte: Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Lukas, Bevenroder Straße 118, 38108 Braunschweig

Source: Kirche-Oldenburg