In Berlin haben Vertreter der Religionsgemeinschaften gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium beraten, ob Lockerungen der Corona-Beschränkungen für Gottesdienste möglich sind. Ergebnis: vorsichtiger Optimismus. Doch schnell ändert sich nichts.
Hannover/Berlin (epd). Nach einem Gespräch zwischen den Religionsgemeinschaften und dem Bund ist klar: Gottesdienste wird es vor Anfang Mai nicht geben. Allerdings sollen die christlichen Kirchen, der Zentralrat der Juden und die islamischen Moscheeverbände in der kommenden Woche Konzepte vorlegen, wie Gottesdienste mit den nötigen Hygieneregeln abgehalten werden können. Das berichteten die Teilnehmer des Gesprächs am Freitag übereinstimmend. Bund und Länder würden am 30. April auf Basis der Konzepte über eine Lockerung der geltenden Kontaktbeschränkungen infolge der Corona-Pandemie für Gottesdienste beraten, teilte das Bundesinnenministerium in Berlin mit.
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte, er freue sich, dass es in absehbarer Zeit in den Kirchen wieder Gottesdienste geben könne. «An Ostern haben wir gezeigt, dass es verantwortbare Wege gibt, um die Kirchen zum stillen Gebet zu öffnen. Ich bin sicher, dass es uns nun auch für Gottesdienste gelingen wird, entsprechende Konzepte zu entwickeln, die eine schrittweise Rückkehr ins gottesdienstliche Leben ermöglichen», sagte der evangelische Theologe. Ziel müsse sein, den gesundheitlichen Schutz der Gottesdienstbesucher und derjenigen sicherzustellen, die an der Gestaltung der Gottesdienste beteiligt sind.
Über Wege zur Lockerung des Gottesdienstverbots entscheiden müssen die einzelnen Bundesländer. Das Treffen mit Innenstaatssekretär Markus Kerber (CDU) am Freitag diente vor allem dem Austausch und der Vermittlung. Evangelische und katholische Kirche kündigten an, in der kommenden Woche entsprechende Konzepte mit Abstands- und Hygieneregelungen vorzulegen. Ziel sei, «möglichst bald» danach wieder Gottesdienste abhalten zu können. Ob das schon am ersten Mai-Wochenende der Fall sein könnte, sei offen, sagte der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin, Martin Dutzmann.
Der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU), sagte: «Denkbar wäre, die Anzahl der Gottesdienstbesucher zu begrenzen, Gottesdienste im Freien, das Angebot von Gottesdiensten zu erhöhen und in den Kirchen, Moscheen und Synagogen einen Mindestabstand zu gewährleisten.» Was im Plenarsaal des Bundestages möglich sei, müsse auch in Gotteshäusern erlaubt sein.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erklärte, die Gläubigen würden das Signal aus dem Gespräch im Ministerium als Zeichen der Hoffnung zu schätzen wissen. Viele litten unter den Beschränkungen ihrer religiösen Praxis. Die katholische Kirche wurde vom Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, bei dem Gespräch vertreten.
Auch der Zentralrat der Juden will ein Hygienekonzept vorlegen, teilte er am Freitag mit. Zentralratspräsident, Josef Schuster, begrüßte ebenso wie der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm die einmütige Vereinbarung zwischen Bund und Religionsgemeinschaften.
Ein weiteres zentrales Anliegen der Kirchen sei die Gewährleistung der Seelsorge an Kranken und Sterbenden gewesen, sagte Bedford-Strohm. Auch hier habe Einigkeit bestanden, dass die Kirchen bei der Wahrnehmung dieser wichtigen Aufgabe stärker unterstützt würden.
Der Sprecher des Koordinierungsrats der Muslime, Burhan Kesici, sagte, die muslimischen Glaubensgemeinschaften würden sich an die Beschränkungen halten. Für die Muslime beginnt Ende der kommenden Woche der heilige Fastenmonat Ramadan. Nach dem 3. Mai wolle man sehen, wie Gebete in den Moscheen stattfinden könnten. Beten und Fasten ist im Ramadan zentral für Muslime.
Source: Kirche-Oldenburg