Der Regen prasselt auf das Zeltdach, das eigene Wort ist kaum mehr zu verstehen. Joana Onken, Gaby Menzel und Svenja Kronsbein nutzen die Zeit, um Kaffee und Tee vorzubereiten, stellen Kekse auf den Tisch. „Das ist nur ein Schauer, der ist gleich vorüber. Wir kennen das schon“, meint Joana Onken und schmunzelt. Das Team von „Kirche Unterwegs“ auf dem Campingplatz in Dangast wird in diesem Jahr vom Wetter nicht gerade verwöhnt, auf eine konstant gute Wetterlage warten Camper, Platzbetreiber und das Kirchenteam noch vergeblich. Doch die Stimmung hat darunter bisher noch nicht gelitten. „Echten Campern macht das gar nichts aus, die behalten immer gute Laune“, meint Onken.

Das Angebot von „Kirche Unterwegs“ finden die Gäste auf verschiedenen Campingplätzen während der gesamten Sommerferien. In Dangast laden die Teams seit dem 17. Juli jeden Tag Kinder und Erwachsene in das große weiße Zelt ein, vor dem die Fahne mit dem Symbol für „Kirche unterwegs“ im Wind flattert. Immer drei Betreuer bilden ein Team, sie sind jeweils zwei Wochen im Einsatz, dann wechselt die Gruppe. Bis zum 23. August gibt es hier täglich kreative oder meditative Angebote, es gibt Grillabende, Nachtwanderungen und anderes, ganz nach Lust, Laune und Nachfrage der Gäste aber auch nach den Interessen der Betreuer.

Oft sind es Jugendliche, die sich für diese ehrenamtliche Arbeit interessieren, aber auch ganze Familien sind gerne gesehen. Gaby Menzel aus Schweiburg ist mit 45 Jahren gerade die älteste Betreuerin im Dangaster Team. Zufällig erfuhr sie von dieser Art, den Urlaub einmal ganz anders zu verbringen und griff zu. „Beim ersten Vorbereitungstreffen war mir schon etwas merkwürdig zumute – ich war die älteste unter vielen jüngeren Menschen. Aber das ging rasch vorüber, alle waren gut drauf, freundlich und offen. Das war eine tolle Erfahrung“, sagt sie und es ist deutlich zu spüren, dass sie sich hier wohl fühlt. Die 45-Jährige unterhält eine private Musikschule und ist freiberuflich als Kirchenmusikerin tätig. „Für mich ist hier alles eine Premiere – zum ersten Mal Betreuung bei Kirche unterwegs und zum ersten Mal Camping“, sagt sie und erzählt, dass der Ehemann und die beiden halbwüchsigen Kinder in der zweiten Woche hinzukommen wollen.

Joana Onken ist in Dangast schon eine „alte Häsin“. Sie liebt die Arbeit als Betreuerin, ist schon zum wiederholten Mal dabei. „Als ich diesmal ankam, waren sofort Camper da, die auf mich zukamen, sich freuten, mich zu sehen. Das war toll, wie zu Hause ankommen“, schwärmt sie. Die 21-Jährige absolviert derzeit eine Ausbildung zur Konditorin, will im Anschluss studieren. Ihr Ziel ist die Sonderpädagogik mit dem Schwerpunkt Hauswirtschaft. „Es geht darum, den Kindern und Jugendlichen mit Defiziten einen Weg zu ebnen, trotz ihrer Defizite im Leben selbstständig klarzukommen“, erklärt sie. Bei „Kirche Unterwegs“ hat sie lange testen können, ob ihr die Arbeit mit Kindern liegt. „Das passt.“

Als Jüngste im Team hat Svenja Kronsbein keine Sonderstellung, sie muss genauso ran wie alle anderen. Die 17-Jährige geht noch zur Schule, will im Anschluss ein Studium für das Lehramt beginnen. „Ich bin zum ersten Mal dabei, für mich ist das hier eine erste Orientierung“, sagt sie und berichtet, dass sie nach dem Abitur ein freiwilliges soziales Jahr plant, um ganz sicher zu gehen, dass sie die richtige Ausbildung wählt. Die Arbeit bei „Kirche Unterwegs“ macht ihr viel Spaß. Ohne zu überlegen sagt sie sofort zu, als sie gefragt wird, ob sie im kommenden Jahr wieder dabei ist.

Und dann wird es Zeit zu planen, welche Aktionen als nächstes anstehen. Kurzer Rückblick auf den Kindertreff, der am Morgen (noch bei Sonnenschein) stattfand: „Das war die tollste Aktion überhaupt“, sagt Joana begeistert. Mehr als 30 Kinder waren gekommen, dazu noch etliche Eltern, weit mehr als in den Tagen zuvor. „Gut, dass wir uns für einfache Bastelarbeiten entschieden haben, alles andere hätte mit so vielen Kindern nicht geklappt“, meint Gaby. Es wurden Pompons aus Krepp gebastelt, anschließend damit lustige Tänze veranstaltet – ein voller Erfolg, sind sich alle einig. Daran soll natürlich beim nächsten Mal angeknüpft werden. Doch erst einmal steht das Sandmännchen auf dem Programm. „Das ist fast wie ein Mini-Kindergottesdienst, mit Liedern, Gebeten und einem Segen, aber auch mit Geschichten oder kleinen Aufführungen. Viele Kinder kommen jeden Abend hierher, lassen den Tag mit dem Sandmännchen in Ruhe ausklingen“, sagt Joana Onken.  
Annette Kellin

Kirche Unterwegs kurz und knapp:
Kirche Unterwegs gibt es in der evangelisch-oldenburgischen Kirche seit Mitte der 1980er Jahre. Rund um den Jadebusen ist die Kirche dabei im Sommer in großen Zelten auf den Campingplätzen zu finden. Rund 6.700 Menschen wurden damit im vergangenen Jahr erreicht. Es gibt Aktionen für alle Generationen, vieles für die ganze Familie. In diesem Jahr sind 55 ehrenamtliche Helfer im Einsatz, die Koordination und Organisation liegt in der Hand von Diakon Harald Herrmann. 
Source: Kirche-Oldenburg