Loccum/Bückeburg (epd). Zum Karfreitag haben Bischöfe der evangelischen Kirchen in Niedersachsen an das Leid der Opfer im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erinnert. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte in seiner Predigt im Kloster Loccum, dass es in Zeiten des Leides auch Zeichen der Hoffnung gebe. Gott sei den Menschen auch im Leiden nah. Das gelte trotz aller schwer zu ertragender Bilder und Erfahrungen von Tod, Krieg und Grausamkeit, betonte Meister: «Am Kreuz wendet sich Gott nicht ab. Er wendet sich uns zu, als Grund der Welt, als Ursprung allen Werdens.»

 

Meister berichtete von einer Reise in die Ukraine, die er vor zwei Wochen als Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) unternommen hatte. In Odessa habe er eine Frau getroffen, die aus einem Dorf direkt an der Kriegsfront geflohen sei. Sie habe Beschuss und Erniedrigungen durch russische Soldaten erlebt. Nach der Befreiung des Dorfes wolle sie nun trotzdem zurückkehren, um ein Zeichen zu setzen. «Erzählen sie von unserer Hoffnung», habe sie ihm gesagt.

 

Der schaumburg-lipppische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke rief zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt auf. «Das sind wir den Gepeinigten schuldig», sagte er in der Stadtkirche in Bückeburg. Das Leiden und Sterben von Jesus, an das die Christen am Karfreitag erinnerten, stehe zugleich für die «offenen und schrecklich blutenden Wunden der Menschheit in diesen Tagen».

 

Das von Menschen «in Bosheit und Verblendung» verursachte Unrecht müsse klar benannt werden, sagte Manzke unter anderem mit Blick auf die Situation in der Ukraine oder in Syrien. «Das Unrecht darf nicht vergessen werden – um der Opfer willen und um ihnen die Würde nicht noch durch Vergesslichkeit zu rauben.» Der Bischof betonte: «Es wird der Tag kommen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.»

 

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, warnte mit Blick auf den Ukraine-Krieg vor einem Schwarz-Weiß-Denken. Gegenwärtig brauche es beides: «eine starke Möglichkeit der Ukraine, sich zu verteidigen, und jederzeit das Bemühen, ins Gespräch zu kommen und die Waffen zum Schweigen zu bringen», sagte sie im im Deutschlandfunk.

 

Sie gebe die Hoffnung auf Gespräche für ein Ende des russischen Angriffskriegs nicht auf, sagte die westfälische Präses. Wenn jeder Ruf nach Verhandlungen als «naiv und unmöglich» verurteilt werde, mache sie nicht mit. Auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs könne Ostern gefeiert werden, weil Ostern «ein Fest des Widerstands mitten im Tod und mitten im Elend» sei, betonte Kurschus. Karfreitag ist einer der wichtigsten kirchlichen Feier- und Gedenktage.

Kirche-Oldenburg
Kirchen erinnern zu Karfreitag an Leid von Kriegsopfern