Hannover/Osnabrück (epd). In vielen christlichen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen werden an Weihnachten trotz der Kontaktbeschränkungen Präsenz-Gottesdienste unter strengen Hygieneauflagen stattfinden können. Nach Beratungen zwischen Religionsvertretern und dem Bundesinnenministerium teilten mehrere evangelische Landeskirchen und katholische Bistümer am Mittwoch auf epd-Anfrage mit, in den Gottesdiensten werde das Risiko einer Ansteckung durch Abstandsregeln, Gesangsverbot und Mund-Nasen-Masken minimiert. Hinzu kommt an vielen Orten eine Anmeldepflicht. Die Kirchen im Nordwesten verfolgen damit einen anderen Kurs als die Nachbarkirchen von Westfalen und Lippe, wo evangelische Gemeinden aufgerufen sind, bis zum 10. Januar auf Gottesdienste zu verzichten.
In der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers betonte die stellvertretende Sprecherin Rebekka Neander, es bleibe bei der bisherigen Linie: «Wir ermutigen die Gemeinden, an ihren Plänen festzuhalten, dies schließt Präsenz-Gottesdienste mit ein.» In den Gemeinden vor Ort gebe es eine große Vielfalt analoger und digitaler Gottesdienstformen, auch unter freiem Himmel. «Die Haupt- und Ehrenamtlichen versuchen, mit viel Fantasie und Engagement und hohem Verantwortungsbewusstsein, die Weihnachtsbotschaft zu verkünden.» Die Gottesdienste seien besonders für diejenigen Menschen wichtig, die sich an Weihnachten einsam fühlten.
Die Bremische Evangelische Kirche erklärte, sie habe schon sehr früh die Weichen für pandemiekonforme Formate gestellt. «Wir appellieren an alle, verantwortungsvoll mit der Situation umzugehen», sagte Sprecherin Sabine Hatscher. Die Gemeinden hätten zahlreiche Ideen für kurze, mobile oder open-air stattfindende Formate. Die Kirchenleitung könne aber nichts anordnen.
Für die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig sagte Sprecher Michael Strauß: «Wir sind vorbereitet und können coronagerechte Gottesdienste anbieten.» Landesbischof Christoph Meyns betonte in einem Brief an die Kirchengemeinden: «Menschen brauchen Trost und Stärkung, gerade jetzt. Das Evangelium steckt voller Kraft, den Sorgen und der Trauer von Menschen etwas entgegenzusetzen.»
Das katholische Bistum Hildesheim teilte mit, gegenwärtig sei davon auszugehen, dass Präsenz-Gottesdienste unter Einhaltung der Maßnahmen zum Gesundheitsschutz stattfinden könnten. Das Bistum Osnabrück rief zu äußerster Vorsicht und strikter Einhaltung aller Hygieneregeln auf. «Damit diese Gottesdienste die Menschen ermutigen und nicht gefährden», sagte Sprecher Thomas Arzner: «Verantwortung und Augenmaß sind das Gebot der Stunde.»
Auch die Diakonie hält Weihnachtsgottesdienste mit Hygienekonzepten für verantwortbar. «Die Gottesdienste sprechen eine Sehnsucht der Menschen an, die auch ein Gewicht hat», sagte der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke. «Nicht nur die Gesundheit ist durch die Corona-Pandemie bedroht, sondern auch die Seele. Es ist gut, dass Kirchengemeinden und auch unsere diakonischen Einrichtungen nach kreativen Lösungen suchen, um zu Weihnachten den Menschen nah zu sein.»
In den Landeskirchen und Bistümern wird es zudem digitale Übertragungen von Weihnachtsgottesdiensten sowie Textvorlagen für eine Weihnachtsandacht zu Hause geben. Die Angebote richten sich an Menschen, die während der Festtage zu Hause bleiben wollen.
Kirche-Oldenburg
Kirchen im Nordwesten: Präsenzgottesdienste an Weihnachten möglich – Gemeinden in Niedersachsen und Bremen setzen auf strikte Hygieneregeln