Der Auftritt von US-Präsident Donald Trump mit einer Bibel inmitten der Proteste gegen Rassismus stößt auch in Niedersachsen auf Unverständnis.

Leer/Hannover (epd). Repräsentanten der evangelischen Kirche aus Niedersachsen haben scharfe Kritik am Umgang von US-Präsident Donald Trump mit der Bibel geübt. Trump hatte am Dienstag in Washington inmitten der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt mit einer Bibel in der Hand vor einer Kirche nahe des Weißen Hauses posiert – offenbar um christliche Wähler anzusprechen. Der Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer, Martin Heimbucher, sprach am Mittwoch von einem «schauerlichen Missbrauch der Bibel». Statt die Grundwerte seines Landes zu vertreten und zum Frieden aufzurufen, gieße Trump weiter Öl ins Feuer. Auch Regionalbischöfin Petra Bahr kritisierte die Aktion.

Heimbucher solidarisierte sich mit der Bischöfin der Episcopal Church, Mariann Edgar Budde, die gegen Trumps Auftritt protestiert hatte: «Ungefragt hat Trump eine Kirche ihrer Diözese als Hintergrund für seine scheinheilige Show verwendet», sagte Heimbucher. Budde selbst hatte die Aktion kritisiert und gesagt: «Der Präsident hat gerade eine Bibel, den heiligsten Text der jüdisch christlichen Tradition für eine Botschaft verwendet, die den Lehren Jesu und allem widerspricht, wofür unsere Kirchen stehen.»

Kirchenpräsident Heimbucher verwies auf die Botschaft der Versöhnung als Mitte der Bibel: «Diese Bibel wird Herrn Trump wie ein Felsen vor die Füße fallen.» Trump kenne offenbar nur einen Gott: nämlich sich selbst. «Ich hoffe, dass jetzt auch die evangelikalen Christen in den USA begreifen: Herr Trump kann nicht länger ihr Präsident sein.»

Auch die evangelische Regionalbischöfin Petra Bahr aus Hannover zeigte sich entsetzt über Trumps Auftritt. «Mit der Bibel in der Hand gegen die Nächsten. Was für eine Gotteslästerung», schrieb Bahr auf Twitter. Die Theologin war Ende April von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) in den Deutschen Ethikrat berufen worden.

Vor Trumps Auftritt vor der Kirche in Washington hatte die Polizei die Umgebung mit Tränengas und Gummigeschossen von Demonstranten geräumt. Die Proteste richten sich gegen den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd, der Ende Mai bei einem Polizeieinsatz im Alter von 46 Jahren ums Leben kam. Ein Smartphone-Video zeigt, wie ein Polizist auf seinem Nacken kniete, so dass der Festgenommene nicht mehr atmen konnte.

Source: Kirche-Oldenburg