Der Anbau von Erdnüssen und Ingwer und der Verkauf auf den Märkten der Region, das ist das Erfolgsrezept einer Fraueninitiative in dem kleinen Dorf Danyi Atigba rund 100 km nördlich von Ho in Togo. Voller Stolz präsentierten rund 20 Frauen aus drei Generationen große Metallschüsseln mit Erdnüssen und Ingwer. Seit drei Jahren nutzen sie ein Gelände der Kirchengemeinde in ihrem Dorf, bauen ihre Produkte an und schaffen mit der Selbstvermarktung ein auskömmliches Einkommen für sich und ihre Familien. Das Projekt der Evangelisch-Presbyterianischen Kirche von Togo (EEPT) bietet so eine nachhaltige Perspektive für diese Frauen. Laut Pastorin Afiwa Essinu Ametowossi, Leiterin des Projektes, zahlen alle einen Teil der Erlöse in eine Art Sparclub in der Kirchengemeinde ein. Am Jahresende wird dann an jede Projektteilnehmerin ein größerer Betrag ausgezahlt, mit dem Anschaffungen finanziert werden können. 

Anlass für die bewegende Präsentation war ein Besuch von Mitgliedern der Kirchenleitungen der Bremischen Evangelischen Kirche und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Als Partnerkirchen der Norddeutschen Mission besuchten sie acht Tage Projekte, Einrichtungen, Schulen, Krankenstationen und Kirchengemeinden in Togo und Ghana. Zum deutschen Teil der Reisegruppe gehörten Pastor Dr. Bernd Kuschnerus, Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche; Edda Bosse, Präsidentin des Kirchentages der Bremischen Kirche; Bischof Thomas Adomeit und Synodenpräsidentin Sabine Blütchen von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg; NM-Generalsekretärin Pastorin Heike Jakubeit und Dirk-Michael Grötzsch, Pressesprecher der oldenburgischen Kirche.

Intensivierung der persönlichen Beziehungen
Ziel der Reise war nicht nur das Kennenlernen der westafrikanischen Kirchen und ihrer Projekte, sondern auch die Intensivierung der persönlichen Beziehungen der Kirchen, die die Norddeutsche Mission gemeinsam tragen.

Die Norddeutsche Mission
Die Norddeutsche Mission (NM) mit Sitz in Bremen bildet eine verlässliche und solidarische Brücke zwischen vier norddeutschen und zwei westafrikanischen Kirchen. Sie engagiert sich in Westafrika hauptsächlich entwicklungspolitisch und im theologischen Austausch. Die NM fördert die Begegnung von Menschen unterschiedlicher Kulturen durch Workcamps und Gottesdienste sowie Austausch- und Freiwilligenprogramme. Die NM unterstützt nachhaltige Entwicklungsprogramme und ermöglicht interkulturelle Begegnungen zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen. Ziele der NM sind Begegnung, transkulturelles Lernen, Entwicklungszusammenarbeit und Klimagerechtigkeit.
Das internationale ökumenische Partnerschafts- und Missionswerk wird getragen von vier deutschen evangelischen Mitgliedskirchen (Bremische Evangelische Kirche, Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg, Evangelisch-reformierte Kirche und Lippische Landeskirche) sowie der Evangelisch-Presbyterianischen Kirche in Ghana (Evangelical Presbyterian Church, Ghana – E. P. Church) und der Evangelisch-Presbyterianischen Kirche von Togo (Église Evangélique Presbytérienne du Togo). 

Besuch von Kirchengemeinden und Projekten in Togo
Edda Bosse zeigte sich in Danyi Atigba tief beeindruckt, „wie die Menschen ihre Glaubensgewissheit in ihren oft sehr mühseligen Alltag übertragen. Die Gesichter der Frauen strahlen eine Mischung aus Stolz und Erstaunen aus. Sie sind aus ihrer traditionell sehr begrenzten Rolle herausgetreten und schaffen etwas Eigenes!“ 

In Togo galt der erste Besuch der kleinen Delegation der Kirchengemeinde in Nyogbo, rund 50 km nördlich von Ho, die in diesem Jahr ihr 128. Jubiläum feiert. Der herzliche Empfang fand in der Kirche mitten im Ort statt. Zum offiziellen Empfangskomitee gehörten auch die Dorfchefs – die Häupter der königlichen Familien. Mit würdevoller Haltung begrüßten sie die Gäste. Ihre Festgewänder und Stäbe mit Tiersymbolen, die ihnen zu beiden Seiten getragen wurden, verdeutlichten unübersehbar ihren Status. Schon bei der Errichtung der ersten Kirche soll der damalige Chef eine zentrale Rolle gespielt haben. Ohne seine Einwilligung wäre der Bau sicherlich nicht möglich gewesen. 

Zentrum für nachhaltige ländliche Entwicklung CEPRODED
Zu den sehr beeindruckenden Einrichtungen der Reiseroute gehörte auch das Zentrum für nachhaltige ländliche Entwicklung CEPRODED (Centre Protestant de Développement Durable) Notse, 90 Kilometer nördlich der Hauptstadt Lomé. In Togo stehen die Menschen insbesondere auf dem Land vor vielen Problemen. Das Team des Entwicklungszentrums berät die Dorfbewohnerinnen und -bewohner, bietet Tagungen und Schulungen an. Auf dem Gelände gibt es eine Baumschule, in der unter anderem Teak- und Mangobäume, Kokos- und Ölpalmen sowie Ananas und Zitronenmelisse gezogen und angebaut wird. Zusätzlich gibt es ein Gehege mit Hühnern und Schweinen, um eine verbesserte Tierhaltung zu zeigen. Zu den Themen der Schulungen gehören Hygiene sowie die Vermeidung und Vorbeugung von Krankheiten, der Bau von Brunnen zur Trinkwasserversorgung, Latrinen und effizienteren Öfen, um weniger Holz zu verbrauchen, oder auch das Sammeln von Müll im Dorf und die Entsorgung auf einem Müllplatz weit entfernt von den Häusern.

Kirchliche Hochschule in Atakpamé
Beim Besuch der kirchlichen Hochschule der EEPT in Atakpamé stellte Rektorin Dr. Bertille Hetcheli Maditoma die theologische Ausbildung vor. Bis zu 50 Männer und Frauen können in der Einrichtung eine zweijährige Ausbildung zu Katechetinnen und Katecheten oder ein dreijähriges Theologiestudium (Bachelor) absolvieren. Die Studierenden müssen für die Kosten der Ausbildung (300 EUR p.a.) selbst aufkommen, oft mit Unterstützung ihrer Kirchengemeinden. Dennoch besteht ein sehr großes Interesse an den Studienplätzen. Einmal im Monat kehren die Studierenden heim in ihre Dörfer und leisten Dienst in ihren Kirchengemeinden.

Nach hunderten Kilometern auf staubigen und holprigen Straßen mit Tausenden Mofas und Motorrädern, vorbei an unzähligen Straßenständen mit Yams, Maniok, Süßkartoffeln, Kochbananen, reifem Obst und Früchten, aber auch riesigen Säcken mit Holzkohle, mit in Flaschen abgefülltem Benzin oder Palmöl, Kleidung, Holzsärgen und an der Straße platzierten neuen Sofas und Sesseln erreichte die Delegation Ende März Lomé, Hauptstadt von Togo und Sitz der Kirchenleitung. 

Zu den bleibenden, aber auch bedrückenden Eindrücken von Togo gehört die unübersehbare Armut, insbesondere in ländlichen Gebieten. Togo zählt zu den ärmsten Ländern der Welt und belegt auf dem aktuellen Entwicklungsindex der Vereinten Nationen Rang 162 von 191 Ländern. Edda Bosse ist eine Situation in den Straßen von Lomé in Erinnerung geblieben. „In all dem Lärm und Gedränge, dem Staub und dem Abfall, zumeist tausende von Plastiktüten, hockte eine sehr junge Frau, mit einem sehr kleinen Kind bei sich. Sie bot irgendetwas zum Verkauf an. Ihr Blick war so leer und grenzenlos traurig.“

Beim Passieren der Grenze nach Ghana am 1. April wurde sehr schnell deutlich, dass Ghana in den vergangenen Jahrzehnten deutlichere Entwicklungsfortschritte erzielt hat und die Armut deutlich reduziert werden konnte. Gleich hinter der Grenze grasten erste große Rinderherden. Häuser und Dörfer ließen einen höheren Standard erahnen, Pkws und Lkws waren in wesentlich besserem Zustand. Selbst die Menschen an den Straßenrändern wirkten hoffnungsvoller.

Prozessionen am Palmsonntag in Ho
Am Palmsonntag nahm die Delegation an Gottesdiensten der Evangelisch-Presbyterianischen Kirche in Ghana (Evangelical Presbyterian Church, Ghana – E. P. Church) in Ho rund 160 km nordöstlich der Hauptstadt Accra teil. Bischof Adomeit predigte in der Kirche der Gemeinde Elorm und Schriftführer Bernd Kuschnerus in der Dela-Kathedrale. 

Die rund zweitstündigen Gottesdienste begannen am frühen Sonntagmorgen, die Kirchen waren mit großen Palmzweigen geschmückt. Die Gottesdienste waren auf Englischer, die Lieder wurden aber in Ewe gesungen und von zahlreichen Bands mit Schlaginstrumenten begleitet. Überhaupt spielt die Musik im Gottesdienst in Ghana wie auch Togo eine besondere Rolle. Am Gemeindegesang beteiligen sich alle mit unbeschreiblicher Begeisterung. Die Texte stehen übers Gesangbuch zur Verfügung oder auf den Handys. Schnell kommen die Menschen in Bewegung, klatschen, wiegen sich im Takt, tanzen durch die ganze Kirche. 

Bischof Adomeit und Edda Bosse waren begeistert von der Lebensfreude der Menschen und ihrer Begeisterung, das Evangelium in die Welt zu tragen. Auch die vielfältigen Kollekten im Gottesdienst beeindruckten sie. Singend und tanzend kamen die Besucherinnen und Besucher der Gottesdienste nach vorn und spendeten mehrfach im Gottesdienst für die verschiedenen Zwecke. Bei einer Kollekte, in der die Menschen aufgerufen waren, ihre Geldspende je nach dem Tag ihrer Geburt in Kollektenbeutel mit der Aufschrift der jeweiligen Wochentage zu legen, entspann sich ein regelrechter Wettbewerb. Am Ende wurden unter tobendem Beifall die jeweiligen Wochentage mit dem höchsten Spendenbetrag verkündet. 

Nach dem Gottesdienst warteten in Ho bereits die Gemeindeglieder, die die sich anschließenden zweiten Gottesdienste besuchen wollten, vor den Kirchen. Alle machten sich gemeinsam auf den Weg die Hauptstraßen entlang, um singend, tanzend, trommelnd und mit langen Palmzweigen wedelnd öffentlich den Palmsonntag zu feiern. Bischof Adomeit und Edda Bosse waren begeistert von der Lebensfreude der Menschen und ihrer Begeisterung, das Evangelium in die Welt zu tragen. Sabine Blütchen hat den Gottesdienst als fröhliches Fest und die anschließende Prozession als „Demonstration“ des Glaubens wahrgenommen. „Das Evangelium soll zu den Menschen kommen. Das war für mich an Palmarum in Ho sinnlich erfahrbar“, so das Fazit von Bernd Kuschnerus.

Berufsschule EPTVI in Alavanyo
Von einem großen Erfolg berichtete Dr. Christian Kwame, Direktor der Berufsschule EPTVI (Evangelical Presbyterian Technical Vocational Institute) in Alavanyo in der Volta-Region im Südosten Ghanas zwischen dem Volta-Stausee und der togoischen Grenze. 

Binnen kürzester Zeit konnte die Zahl der Studierenden auf jetzt 1.240 vervielfacht werden. Mit einfachen Mitteln lernen Jungen und Mädchen zu tischlern, zu nähen, Häuser zu bauen, darüber hinaus gibt es Metallverarbeitung, Wirtschaft, Hauswirtschaft und Elektrikerausbildung. Die räumliche Situation hat mit der Zunahme an Studierenden jedoch nicht Schritt gehalten. Es fehlt dringend an Sanitär-, Schlaf- und Unterrichtsräumen. Hier wird teilweise mit eigenem Personal und der Unterstützung der Eltern Abhilfe geschaffen. Doch es geht sehr langsam voran. Ziel der Ausbildung ist bei vielen die Selbständigkeit, wobei der Arbeitsmarkt in Ghana bereits jetzt von einem hohen Grad an Unterbeschäftigung geprägt ist.

Das wichtigste Projekt des Instituts ist jedoch die Fertigstellung einer Krankenstation (Clinic). Der Rohbau steht bereits. Es fehlen jedoch rund 24.000 Euro für den Innenausbau und die Einrichtung. Laut Direktor Kwame ist diese Station für die gesamte Region von großer Bedeutung, da über große Distanzen keine medizinische Versorgung gewährleistet ist. Die bremische und die oldenburgische Kirche wollen sich für dieses Projekt vorrangig einsetzen und binnen eines Jahres die benötigten Gelder zur Verfügung stellen.

Personal ist hoch motiviert
Der Besuch der Gesundheitsstation in Dzemeni, wo ein kleines Team von Krankenschwestern eine ganze Region versorgt, machte sehr betroffen. Der Staat zahlt Verauslagen nicht zurück. An den kleinsten Dingen mangelt es. Es gibt kaum Spritzen und Medikamente und nur wenige Betten. Dabei ist der Bedarf sehr hoch. Für nötige Gesundheitschecks im Umland fehlen Fahrzeuge. Zur Behandlung psychischer Krankheiten fehlen Mittel. Weiterhin fehlt ein Ultraschall-Gerät und ein Gerät zur Untersuchung von Blutproben, damit die Proben nicht zu lange transportiert werden müssen. Trotzdem ist das Personal hoch motiviert. Es gibt in der Klinik Geburtsräume und Hilfen für Mütter und Kinder. Gefährliche Infektionskrankheiten wie Malaria werden ebenso behandelt wie psychische Krankheiten, für deren Entstigmatisierung Plakate werben. Drogenkonsum scheint im Blick auf diese Leiden eine Rolle zu spielen. 

Zurück in Deutschland bleiben diese beeindruckenden Begegnungen in Erinnerung. Das bewundernswerte Engagement und der Einsatz für die Menschen hat alle tief beeindruckt. Für Bischof Adomeit steht fest: „Solidarität von Nord nach Süd und umgekehrt ist sehr wichtig für die Zukunft unserer Kirche.“

Gegenseitiges Vertrauen und einer sehr gute Atmosphäre
Die Gespräche mit den Kirchenleitungen in Togo und Ghana waren, so das Fazit von Bischof Thomas Adomeit, geprägt von großem gegenseitigem Vertrauen und einer sehr guten Atmosphäre. So seien auch schwierigere Themen wie der politische Druck staatlicher Behörden auf die Kirche in Togo angesprochen worden, die Handlungsfähigkeit der Kirche teilweise erheblich einschränkten. Mit Blick auf die Situation der deutschen Kirchen seien insbesondere der massive Pfarrpersonalmangel, der Rückgang der Zahl der Theologiestudierenden und der massive Kirchenmitgliederschwund erörtert worden.

Evangelisch-Presbyterianische Kirche von Togo (Église Evangélique Presbytérienne du Togo) 
Zur EEPT gehören ca. 135.000 Mitglieder, sie hat 120 Pastorinnen und Pastoren. Die Kirche betreibt u. a.: fünf Gesundheitsstationen, 138 Grundschulen mit 29.000 Schülerinnen und Schülern, und acht weiterführende Schulen der Mittel- und Oberstufe mit 5700 Schülerinnen und Schülern.

Evangelisch-Presbyterianische Kirche in Ghana (Evangelical Presbyterian Church, Ghana – E. P. Church)
Heute gehören zur E. P. Church ca. 155.000 Mitglieder, sie hat ihren Hauptsitz in Ho in der Volta-Region. 300 Pastorinnen und Pastoren sind für 750 Gemeinden zuständig; die Kirchensprachen sind mittlerweile auf Englisch, Ewe, Twi und Konkomba erweitert worden.

Ein Beitrag von Dirk-Michael Grötzsch

Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.norddeutschemission.de  

Kirche-Oldenburg
Kirchenleitungen besuchen Kirchen in Ghana und Togo