Mit einem Brief an Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Hermann (beide CSU) hat der Evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher die Flüchtlingspolitik in Bayern kritisiert. In dem Schreiben ruft er dazu auf, einen jungen Afghanen nicht abzuschieben, der seit dem 6.
Juli in der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Bayreuth im Kirchenasyl ist, wie Heimbucher am Sonntag im ostriesischen Leer, dem Sitz der reformierten Kirche, mitteilte.

   Heimbucher betonte, er unterstütze die Kirchengemeinde, die ihre Entscheidung für das Kirchenasyl nach eingehender Überlegung und Beratung getroffen habe. «Ich will damit nicht die generelle Befugnis staatlicher Behörden in Abrede stellen, ausreisepflichtige Ausländer in ihr Heimatland zurückzubringen», sagte er. «Aber ich wende mich entschieden dagegen, dass die Bayerische Staatsregierung mit der Abschiebung von Afghanen ganz offensichtlich ein Exempel statuieren wollte, ungeachtet der menschlichen Härte, die das für einzelne Flüchtlinge, aber auch für haupt- und ehrenamtliche Helfer bedeutet hat.»

   Am Dienstag, dem 3. Juli habe die Polizei die Wohnung der Familie von Danial M. aufgesucht, schilderte Heimbucher. Der Afghane sei da jedoch bereits auf dem Weg zur Schule gewesen, in der er eine Ausbildung absolviere. Der junge Mann gehöre der schiitischen Minderheit der Hazara an, die in besonderer Weise dem mörderischen Hass der Taliban ausgesetzt sei. Überdies sei der 22-Jährige, der mit seinen Eltern und Geschwistern im Oktober 2015 nach Deutschland gekommen sei, gut integriert. Für seine übrige Familie bestehe ein gut begründetes Abschiebeverbot.

   «Ihn abschieben zu lassen und von seiner Familie zu trennen, wäre eine Härte, die an Willkür grenzt», sagte Heimbucher. «Eine solche Entscheidung widerspräche gerade jenen Werten, die unsere Gesellschaft prägen und deren Achtung wir zu Recht auch von denen fordern, die bei uns Zuflucht finden.» Die bayerische Landesregierung habe kürzlich angeordnet, dass in allen staatlichen Behörden im Bundesland das Kreuz aufgehängt werden solle. «Ich setze voraus, dass die Landesregierung dies nicht als Wahlkampf-Aktion verstanden wissen will, sondern dass es ihr ernst ist mit dem Kreuz als einer Verpflichtung zur Humanität.»

   Zur Evangelisch-reformierten Kirche in Deutschland zählen rund 175.000 Mitglieder in 145 Gemeinden zwischen Ostfriesland und dem Allgäu.
 
epd
Source: Kirche-Oldenburg