Leer/Nürnberg (epd). Die evangelisch-reformierte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden und der Grüne Bundestagsabgeordnete Julian Pahlke aus Leer haben am Donnerstagabend beim Kirchentag in Nürnberg ein Bekenntnis zu einer humanen EU-Flüchtlings- und Asylpolitik abgegeben. Als Kernsatz ihres Politischen Gebets formulierten sie: «Man lässt keine Menschen ertrinken und vor der eigenen Tür verenden. Punkt.» Dieser Satz sei auch als eine Reaktion auf die neuen Asylregeln zu verstehen, auf die sich die EU-Innenminister am selben Abend kurz zuvor geeinigt hatten.
Bei der Wieden kritisierte, es werde diskutiert, ob verhindert werden körne, dass Menschen auf der Suche nach Asyl überhaupt erst europäischen Boden betreten. An den Grenzen Europas solle entschieden werden zwischen denen, die herein dürfen und denen, die dann draußen bleiben müssen. «Die, die dann draußen bleiben müssen, die werden vor der Tür stranden. Und wenn sie nicht wieder nach Hause gehen können, dann ist das die Endstation. Ein Elendslager vor der Tür. Welch eine Perspektive.»
Pahlke sagte, das kollektive Menschenbild werde auf eine harte Probe gestellt. Es drohe eine «Unterscheidung der Wertigkeit von Leben, die vor unser aller Augen aufgemacht wird, ohne dass es einen kollektiven Aufschrei gibt.» Er forderte die Kirchen auf, sich zu engagieren: «Gerade, wenn es um so essenzielle Themen wie Flucht, menschliche Schicksale und historische Grundrechte geht, ist doch ein Aufstehen gefragt, ein sich schützendes Davorwerfen.»
Die Kirchenpräsidentin hatte Pahlke zu dem Politischen Gebet zur Nacht zum Thema Flucht und Seenotrettung eingeladen. Vor seiner Wahl in den Bundestag hatte er mehrere Jahre auf einem Schiff im Mittelmeer aktive Seenotrettung betrieben.
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Kirchenpräsidentin Bei der Wieden kritisiert Asylkompromiss