Genf/Hannover (epd). Die großen kirchlichen Weltbünde haben in ihren Weihnachtsbotschaften dazu ermutigt, sich nicht mit Krieg und Gewalt abzufinden. Die Geburt Jesu sei das «Gegenzeichen zu einer Welt, die manchmal entschlossen zu sein scheint, sich selbst zu zerstören», erklärte der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), der Südafrikaner Jerry Pillay, in Genf. Man dürfe sich auch nicht mit der Auflösung von Demokratien oder dem Missbrauch von Religion abfinden.

 

«Wir dürfen uns weder mit Enttäuschungen abfinden noch der Verzweiflung erliegen», fügte Pillay hinzu. Der Ökumenische Rat der Kirchen mit Sitz in Genf, auch als Weltkirchenrat bekannt, wurde 1948 gegründet. Er ist ein Zusammenschluss von 352 Mitgliedskirchen in mehr als 120 Ländern und repräsentiert 580 Millionen Christinnen und Christen. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied des Weltkirchenrats.

 

Der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), der dänische Bischof Henrik Stubkjær, beklagte eine Finsternis, die den Menschen jeden Tag in den Nachrichten und Medien begegnet: «Dort hören wir von dem Bösen und von dem Leid, das gewöhnlichen Menschen überall auf der Welt angetan wird, zum Beispiel den Menschen in der Ukraine, in Palästina/Israel, im Sudan, in Venezuela und in Myanmar, um nur einige zu nennen.»

 

Die Ankunft Christi an Weihnachten sei ein «Aufruf zum Handeln, um Licht und Hoffnung in die dunkelsten Orte unserer heutigen Welt zu bringen», fügte Bischof Stubkjær in seiner ersten Weihnachtsbotschaft als LWB-Präsident hinzu. Der 1947 gegründete Lutherische Weltbund ist ein Bündnis von 150 Mitgliedskirchen, dem mehr als 77 Millionen Christen lutherischer Tradition angehören.

 

Weihnachten erinnere daran, dass die Hoffnung für die Welt «nicht von den Orten der Macht kommt, sondern von den Orten der Ohnmacht», so Phil Tanis von der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) mit Sitz in Hannover. Zur Weltgemeinschaft gehören 100 Millionen Christen aus der reformierten Tradition. Mit Blick auf den Nahost-Krieg forderte der US-Amerikaner einen schnellen Ausstieg aus der Gewalt und eine gerechte Lösung für alle Seiten.

 

«In einer Welt, die oft von Gewalt und Zwietracht geprägt ist, ist die Geburt Christi ein Leuchtfeuer der Hoffnung, das Halt gibt», erklärte der Präsident der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), der griechisch-orthodoxe Erzbischof Nikitas von Thyateira und Großbritannien: «Denken wir an unsere Brüder und Schwestern auf der ganzen Welt, insbesondere an diejenigen, die unter den Auswirkungen von Kriegen, Klimawandel und wirtschaftlicher Unsicherheit leiden.»

 

Die KEK repräsentiert 114 orthodoxe, protestantische, anglikanische und altkatholische Kirchen aus ganz Europa. Die Konferenz Europäischer Kirchen entstand 1959 als friedensstiftende Initiative, um während des Kalten Krieges Brücken zwischen Ost und West zu bauen.

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Kirchliche Weltbünde zu Weihnachten: Nicht mit Krieg abfinden