Bremen/Berlin (epd). Der Bremer Vorschulexperte Carsten Schlepper hat den Vorstoß von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) für einer bessere Bezahlung von Erzieherinnen auf dem Niveau von Grundschullehrerinnen zurückgewiesen. Erzieherinnen absolvierten eine Fachschulausbildung und verdienten ebenso gut wie andere Branchen mit einer vergleichbaren Ausbildung, sagte der Vorsitzende der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder am Montag in Bremen im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Viel wichtiger sei es, die Arbeitsbedingungen in den Kitas zu verbessern und endlich die Ausbildung der Erzieherinnen zu vergüten.

Bisher ist die herkömmliche dreijährige Vollzeit-Ausbildung für Erzieherinnen und Erzieher an Fachschulen gekoppelt, wo es keine Vergütung gibt. An manchen Fachschulen müssen die Auszubildenden sogar Geld mitbringen, weil Schulgeld fällig wird. Schlepper zufolge würde eine angemessene Vergütung für die bundesweit rund 90.000 Auszubildenden eines Jahrgangs mit rund 1,2 bis 1,4 Milliarden Euro pro Jahr zu Buche schlagen.

Um die Qualität in den Kitas zu erhöhen, müssten außerdem die Arbeitsbedingungen verbessert werden, unterstrich Schlepper. Dazu gehöre etwa, dass den Erzieherinnen ein Viertel ihrer Arbeitszeit für die Vor- und Nachbereitung eingeräumt werde. Die Erzieherinnen müssten sich über einzelne Kinder austauschen können und bräuchten Zeit für Elterngespräche.

Dies sei in Deutschland nicht einheitlich geregelt: Während in Niedersachsen für diese mittelbare Arbeit pro Woche und Gruppe 7,5 Stunden zur Verfügung stünden, sehe das Bremer Kita-Gesetz dafür keine Extra-Zeiten vor. Dort müssten die Erzieherinnen diese Aufgaben «irgendwie» in ihre Arbeitszeit integrieren. Schlepper leitet auch den Bremer Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder.

Die Akademisierung von Fachkräften für den Kita-Bereich bewertete Schlepper eher skeptisch: Zwar gebe es gute Bachelor- und Masterstudiengänge etwa zur Elementar-Pädagogin, doch gingen diese Absolventen in den allermeisten Fällen nicht zurück in die Kita-Gruppe, sondern suchten sich andere Arbeitsfelder.

Bundesfamilienministerin Giffey hatte Bund und Länder aufgefordert, die Bezahlung von Erziehern auf das Niveau von Grundschullehrern anzuheben. Kitas seien Bildungseinrichtungen, sagte Giffey der Zeitung «Bild am Sonntag». Daher verdienten Erzieherinnen und Erzieher eine Bezahlung ähnlich wie Pädagogen etwa an Grundschulen.
Source: Kirche-Oldenburg