Hannover (epd). Angesichts einer wachsenden Armut in Deutschland warnt die niedersächsische Landesarmutskonferenz vor einer Re-Feudalisierung der Gesellschaft. Durch eine Spaltung zwischen Arm und Reich drohten Verhältnisse wie im Mittelalter, sagte der Geschäftsführer der Konferenz, Klaus-Dieter Gleitze, am Sonntag in Hannover. «Heutzutage findet der Ausschluss breiter, armer Schichten der Gesellschaft subtiler statt als im Mittelalter und das macht diesen Prozess so gefährlich.»

Heute laufe die Trennung unsichtbarer über Geld, Bildung und kulturelles Kapital ab, erläuterter er. Auf der einen Seite gebe es bildungsarme Bezieherinnen und Bezieher von Sozialleistungen in sozialen Brennpunkten in der vierten Generation, auf der anderen Seite Erben und Erbinnen von großen Vermögen. «Je höher das Einkommen in Wohngebieten, desto höher die Wahlbeteiligung dort, oft doppelt so hoch wie in sozialen Brennpunkten.»

Gleitze führte aus: «Wo der Adel früher in Schlössern und Burgen residierte, trennt das Geld heutzutage die Menschen nach Wohnlagen, sozialer und kultureller Teilhabe und Chancen.» Ernährungsarmut und Hunger seien für eine wachsende Zahl von Menschen auch in Deutschland wieder ein Problem.

Die Landesarmutskonferenz forderte vor diesem Hintergrund eine Diskussion um die Einführung eines «Grunderbes» für alle Menschen ab 18 Jahren, das durch eine Vermögensabgabe der «Superreichen» finanziert werden solle. Nötig seien zudem die sofortige Einführung einer armutssicheren Kinder-Grundsicherung, ein Sondervermögen für sozialen Wohnungsbau sowie ein 9-Euro-Ticket für Arme. Die Regelsätze für Bürgergeld und Grundsicherung müssten um 200 Euro im Monat erhöht werden.

Kirche-Oldenburg
Landesarmutskonferenz: Verhältnisse wie im Mittelalter