Hannover (epd). Die Koalitionsfraktionen von CDU und SPD haben am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde im Landtag den Plan der Landesregierung verteidigt, eine schrittweise Finanzierung der «dritten Kraft» in Kindergartengruppen per Änderung des Kita-Gesetzes festzuschreiben. «Es gibt kein Zurück mehr. Wir werden die dritte Kraft in Kitas in Niedersachsen bekommen», sagte der kultuspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, Stefan Politze. Mit dem Vorhaben reagiere die Landesregierung auf den Personalmangel in Kitas.
Die neuen Stellen sollen zunächst mit Auszubildenden besetzt werden. Hierfür hatte das Kultusministerium 2020 eine duale Ausbildung entwickelt. Diese Ausbildung sei nicht schlechter, als die bisherige Erzieherausbildung, sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). Sie nehme weniger Zeit in Anspruch und habe den Vorteil, dass Azubis schon während der Ausbildung in Kitas arbeiteten. Im Unterschied zur bisherigen Ausbildung werde sie außerdem vergütet.
Auch die stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion, Mareike Wulf, hält die duale Ausbildung für das geeignete Mittel, um dem Personalmangel in Kitas zu begegnen. «Unser Ziel ist in jeder Kita-Gruppe eine Auszubildende oder ein Auszubildender als Etappenziel auf dem Weg zur dritten Kraft», sagte sie. Ebenso müssten erleichterte Bedingungen für die Gründung einschlägiger Berufsschulen geschaffen werden.
Der sozialpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Volker Bajus, nannte das Vorhaben eine «Mogelpackung». Die Gesetzesänderung werde den Personalmangel nicht beheben, da die Ausbildung von Azubis zusätzliche Zeit von Erzieherinnen in Kitas in Anspruch nehme. Die Bildungspolitik der Landesregierung sei außerdem nicht geeignet, den Beruf der Erzieherin attraktiver zu machen.
Der bildungspolitische Sprecher der niedersächsischen FDP-Landtagsfraktion, Björn Försterling, stimmte Bajus zu. Er kritisierte, dass ab 2023 nur 2000 Plätze für die neue bezahlte Ausbildung angeboten werden sollen. Für alle anderen bedeute das, dass sie sich die Ausbildung mit einem Nebenjob oder durch zahlungskräftige Eltern finanzieren müssen. «Diese Situation wird sicher nicht dazu führen, dass sich mehr junge Menschen für diesen Beruf entscheiden», sagte Försterling.
Träger von Kindertagesstätten, Eltern und Gewerkschaften fordern seit langem einen besseren Personalschlüssel für die Kindertagesstätten durch die «dritte Kraft». Derzeit betreuen nach ihren Angaben zwei Erzieher 25 Kinder. Dass eine Perspektive für die dritte Kraft fehlte, war wesentlicher Kritikpunkt an dem geplanten neuen Kita-Gesetz.
Am Sonntag hatte das Kultusministerium die Details des neuen Plans bekanntgegeben. Vorgesehen sei, schrittweise zusätzliche Stunden für Fachkräfte für die Betreuung von Kindern ab drei Jahren zu finanzieren. Ab dem Kindergartenjahr 2023 sollen es 15 zusätzliche Stunden über in der Ausbildung befindliche Erzieherinnen, Erzieher, Sozialassistentinnen oder Sozialassistenten sein. Hinzu kommen zusätzliche Anleitungsstunden in den Einrichtungen. Ab dem Kindergartenjahr 2027 werde das Land dritte Kräfte im Umfang von dann 20 Stunden in den Ganztagskindergartengruppen finanzieren.
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Landesregierung: Die «dritte Kraft» in Kitas wird kommen