Radfahren und auf dem Weg an vier Stationen musikalisch unterhalten werden, das erlebten jetzt die Gläubigen der Kirchengemeinde Lemwerder. Dort fand am Sonntagnachmittag die nunmehr 12. Konzertreise statt, an der neben den beiden Pastoren Jochen Dallas (Bardewisch) und Arne Hildebrand (Altenesch) auch Bischof Jan Janssen teilnahm. Er bewältigte zwar nicht die gesamte 20 km lange Rundstrecke, fuhr aber das Teilstück von Bardewisch zum Lemwerder Deich mit seinem eigenen Fahrrad. Das Wetter war den Radlern wohl gesonnen, es war zwar schwülwarm, aber die angekündigten Regengüsse, Gewitter und Hagelschauer sorgten an anderer Stelle für Unbehagen und umgestürzte Bäume.

Die Strecke führte die Radler durch die kleinen Orte der Kirchengemeinde, vorbei an saftigen Wiesen, auf denen Kühe und Pferde grasten, und hinein nach Lemwerder. Dort schlängelte sich die enge Deichstraße direkt zur kleinen Kapelle am Deich vis à vis der Lüerssen Werft, direkt hinter dem Deich. Man könne auf der Strecke immer wieder kleine Schätze entdecken, freute sich Bischof Jan Janssen. Spannend sei auch der Kontrast zwischen der ländlich-bäuerlichen und der industriellen fast schon urbanen Gegend am Zielort. „Die Grundidee dieser Konzert-Reise liegt in dem gemeinsamen Tun, über die Dorfgrenzen hinweg. Nicht jeder hängt an seinem Kirchturm, alle machen etwas zusammen“, erklärte der Bischof die Beweggründe für diese erfolgreiche Veranstaltungsreihe, bei der auch der ökomenische Ansatz nicht zu kurz kommt. Fahrradfahren und zwischendurch Musik hören, das sei auch ein kleines ökologisches Signal für die Gemeindeglieder, die so auf eine andere Weise ihre Gemeinde erfahren könnten. Und das taten sie mit viel Begeisterung, trotz der sich am Horizont auftürmenden dunkelblauen Wolkenberge.

20 km von Ort zu Ort
Los ging es für die gläubigen Radler um 14 Uhr von der Katholischen Kirche Lemwerder, wo der Ökomenische Singkreis unter der Leitung von Gabriele Stolzenburg-Mühr einige Lieder zur Einstimmung auf die Tour anstimmte. Die nächste Station war die St.-Gallus-Kirche Altenesch, wo die Gemeindeglieder Adda Reinken, Jadwiga Wohlers und Karen Hauck mit der Orgel, Flöten, der Geige und der Querflöte unter anderem eine Ouvertüre und Menuett von Georg Philipp Telemann spielten.
Ein Teil der Strecke gehört zudem zum Pilgerweg Ochtum, Marsch & Moor, der 65 km lang ist und vor allem Fahrradfahrer ansprechen soll. In Bardewisch etwa liegt die letzte Station 16, wo der von Gemeindeglied Holger Johannes initierte Pilgerweg endet. Er ist ein ökumenisches Projekt der evangelischen Kirchengemeinden Hasbergen, Schönemoor, Altenesch, Bardewisch, Rablinghausen und Dietrich-Bonhoeffer (Huchting), sowie der katholischen Gemeinden Stenum und Lemwerder.
Stärkung mit Kaffee und Kuchen gab es schließlich im Gemeindehaus Bardewisch, wo zu Füßen der Heilig-Kreuz-Kirche der Posaunenchor Altenesch-Lemwerder im Außenbereich auftrat. Hier gab es zudem eine Besonderheit, denn der Posaunenchor setzte sich erstmalig nicht aus Musikern der Kirchengemeinde Lemwerder zusammen, es nahmen auch weitere Musiker aus Delmenhorst, Hasbergen und Berne teil, die den Chor unter der Leitung von Martin Brink ergänzten. So zählte der Posaunenchor statt der üblichen 12 Mitglieder nun 18 Musiker, die sich im Gemeindegarten unverstärkt Gehör zu verschaffen wussten. Mitten unter den Spielern war der Organsiator der Konzertreise Werner Ley von der Kirchengeeminde Lemwerder. Es habe früher immer nur Einzelkonzerte in den jeweiligen Kirchen gegeben, bis man sich entschlossen habe, diese zusammenzulegen und die Konzertreise zu entwickeln, die die Teilnehmer aller Gemeinden zusammenführt. Auch die Chöre selber profitierten von dem Zusammenschluss und erhielten dadurch eine finanzielle Stärkung für die weitere musikalische Arbeit, so Ley. 

Abendgottesdienst mit neuem Vogellied
Den Abschluss der Konzertreise bildete die Ankunft an der Kapelle am Deich Lemwerder, wo mit allen Reisenden ein Abendandacht gefeiert wurde. Die Altenescher Kirchturmkrähen unter der Leitung von Tobias Schmidt stimmten hier ein neues Lied „Seht doch die Vögel“ aus der Feder von Bischof Jan Janssen und vertont von Ralf Grössler, welches erst vor einigen Wochen entstanden ist.

In seiner Predigt überbrachte Bischof Jan Janssen die herzlichsten Grüße aus Tamal in Ghana, die er kurz zuvor besucht hatte und deren Glaube, Würde und Stolz in beindruckte und an die weibliche Figur in der Heilig-Kreus-Kirche Bardewisch erinnerte, welche die Taufschale auf ihrem Kopf trägt.
Gemäß dem Bibeltext Johannes 3, Vers 8, welcher Grundlage der Predigt war, ging er auf den dort beschriebenen Wind ein. Auch als Radfahrer habe man mit den Wind zu tun, der oftmals als Ausrede der bequemen Autofahrer herhalte.

„Aktive Radfahrer wissen besser, wieviel Freude der Wind machen kann. Kommt er mal von vorn, gilt es schon sich anzustrengen, na und? Herrliche Frische, kräftiger Lebensatem, prickelnde Haut! Und kommt er von hinten, was kann es schöneres geben?! Vom Wind angetrieben, vor ihm hergeschoben, alles Schwere fortgeflogen, leicht geworden segeln wir dahin“, beschrieb Janssen seine Empfindungen.   

Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt, heißt es bei Johannes. „Damit betont Jesus die Freiheit des Geistes Gottes, ob er als stürmischer Gegenwind mitten ins Gesicht bläst oder als begeisternder Rückenwind Antrieb schenkt. Oft wechseln die Windstärken und die Windverhältnisse in unserem Leben. Dann wissen wir nicht, woher und wohin. Doch es ist Gottes Lebenskraft, die uns atmen, bewegen, einander begegnen und vorankommen lässt. Mal kräftige Böe, mal leichte Brise – der Wind ist ein Gleichnis für Gottes Geist, der uns wie neugeboren fühlen lässt“, so Janssen

Und weiter : „Wir werden gewissermaßen mit jedem Atemzug von Gottes Geist beatmet, mit jedem frischen Luftzug mitten hinein in die Schöpfung mit ihrer begeisternden Artenvielfalt gestellt.“
Er wünschte den Gläubigen neuen Schwung von der Lebenskraft Gottes für die Pedalarbeit auf welchen Wegen auch immer und den Lebenswind Gottes für das Miteinander in der Gemeinde.
Beatrix Schulte

Source: Kirche-Oldenburg