Die Braunschweigische Landeskirche und der einstige Domkantor Gerd-Peter Münden haben ihre juristische Auseinandersetzung außergerichtlich beigelegt. Münden gab inzwischen bekannt, Vater eines durch eine Leihmutter ausgetragenen Sohnes zu sein.

Braunschweig (epd). Die evangelische Landeskirche Braunschweig und der Braunschweiger Domkantor Gerd-Peter Münden (57) haben ihre rechtlichen Auseinandersetzungen um eine Leihmutterschaft in einem außergerichtlichen Vergleich beigelegt. Wie die Landeskirche am Freitag mitteilte, wird Mündens Anstellungsverhältnis in gegenseitigem Einvernehmen zum 31. August beendet, bis dahin ist er vom Dienst freigestellt. Über den Inhalt der getroffenen Vereinbarung sei beiderseitiges Stillschweigen vereinbart worden, man trenne sich «in gegenseitigem Respekt» voneinander.

Die Landeskirche hatte den Kirchenmusiker im März 2022 fristlos entlassen, weil er mit seinem aus Kolumbien stammenden Ehemann eine Leihmutterschaft in dem südamerikanischen Land beauftragen wollte. Sie begründete den Schritt unter anderem damit, dass Mündens Planung, eine Leihmutter im Ausland in Anspruch zu nehmen, im Widerspruch zu den ethischen Grundsätzen der evangelischen Kirche stehe.

Daraufhin hatte Münden gegen die Entlassung beim Arbeitsgericht Braunschweig geklagt und Recht bekommen. Unter anderem hatte sein Verteidiger geltend gemacht, dass Münden keine konkreten Pläne für eine Leihmutterschaft gehabt, sondern lediglich Überlegungen darüber angestellt habe.

Auch ein Berufungsverfahren vor dem Landesarbeitsgericht Hannover war zugunsten des Kantors entschieden worden. Zuletzt hatte er sich mit einer weiteren Klage vor dem Arbeitsgericht Braunschweig gegen Aussagen des braunschweigischen Landesbischofs Christoph Meyns zum Thema Leihmutterschaft gewandt.

Münden sagte am Freitag auf Nachfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd), er und sein Mann hätten sich nach dem Urteil des Braunschweiger Arbeitsgerichtes entschieden, eine Familie zu gründen. Inzwischen seien sie seit acht Wochen Eltern eines durch eine kolumbianische Leihmutter zur Welt gebrachten Sohnes. «Nun möchte ich an einem Ort arbeiten, an dem ich mit meiner Familie willkommen bin.»

Der Pressesprecher der Landeskirche Braunschweig, Michael Strauß, sagte dem epd, der Vergleich ermögliche der Landeskirche, die neu aufgestellte Kirchenmusik am Braunschweiger Dom «geordnet und in Frieden» fortzusetzen. Dies sei aus Sicht der Landeskirche leitend für die Einigung gewesen.

Der geschlossene Kompromiss dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Landeskirche bei ihrer theologisch-ethischen Kritik an der Leihmutterschaft bleibe. Dass der einstige Domkantor inzwischen ein Kind habe, bestätige die Landeskirche zudem in ihrer Überzeugung, «dass es Herrn Münden stets darum ging, eine Leihmutterschaft konkret zu realisieren und dieses Vorhaben nicht nur ein Gedankenspiel war».

Münden hatte seit 1999 als Domkantor in Braunschweig gearbeitet. Er leitete Deutschlands größte Domsingschule mit rund 600 Kindern und Erwachsenen in 21 Chören. Überregional bekannt wurde der 57-Jährige für das Schulprojekt «Klasse! Wir Singen», für das er 2011 mit dem niedersächsischen Verdienstorden ausgezeichnet wurde. Münden arbeitet seit seiner Kündigung als Musiklehrer an einem Gymnasium bei Wolfsburg.
 

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Leihmutterschaft: Landeskirche und Domkantor legen Rechtsstreit bei