Unglaublich aber wahr, was die Teilnehmer eines Vortrags im Gemeindehaus in Petersfehn über den Reformator Martin Luther erfuhren. In den letzten Jahrzehnten seines Lebens rief Martin Luther nämlich konsequent zur Verfolgung der Juden auf, denn er sah sie als eine reale Gefahr für sein Land an.
So berichtete jedenfalls Prof. em. Dr. Peter von der Osten-Sacken aus Berlin, der im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Reformation – Bild und Bibel“ aus Berlin nach Petersfehn gekommen war. Mit ihm hatte das Evangelische Bildungswerk Ammerland sozusagen den Pionier des jüdisch-christlichen Dialogs in Deutschland gewinnen können. Von der Osten-Sacken berichtete zunächst anhand von Bildern über die Weiterverbreitung christlicher Vorurteile gegenüber den Juden in der Zeit der Reformation. Dabei habe sich Martin Luther anfangs kritisch später zustimmend zu den verleumderischen Angriffen gegen die Juden in Wort und Bild geäußert. Hatte der Reformator anfangs die Menschen noch aufgefordert freundlich mit den Juden umzugehen – schließlich wäre die Bibel ja voll mit jüdischen Gestalten – so änderte Martin Luther später seine Meinung grundlegend. „Es gibt kaum etwas Vergleichbares zu dieser Zeit, wie die Hetze, die Martin Luther gegen die Juden losließ,“ so der Referent.
Martin Luther, so berichtete der Professor, sei einfach von der Schriftauslegung der Juden irritiert gewesen, wodurch sein ganzer Glaube in Anfechtung geriet. Dennoch hätte er an den 10 Geboten, die ja aus der jüdischen Thora stammen, festgehalten. „Martin Luthers Auslegung der 10 Gebote, die sich im Kleinen Katechismus findet, ist noch heute unübertroffen.“
In der anschließenden Diskussion kam die Frage auf, warum Martin Luther derart hart mit den Juden umging. Luther sei eben am Ende seines Lebens auch ein schwieriger Mensch gewesen, so von der Osten-Sacken, und einerseits in seinem Glauben angefochten und andererseits durch den Tod seiner Tochter psychisch stark betroffen. „Die überragende Gestalt des Martin Luthers, wie er uns immer präsentiert wird, hat mit dem wahren Martin Luther wenig zu tun.“ Der Professor aus Berlin trat abschließend für ein versöhnliches Gespräch zwischen den Religionen ein. „Man muß auf Augenhöhe ins Gespräch kommen.“ Die gut besuchte Veranstaltung wurde von Pastorin Dr. Daniela Koeppler aus Ihausen moderiert.
Bernd Göde
Source: Kirche-Oldenburg