Ein Mädchen läuft aufgeregt über den Campingplatz. „Susi ist weg, Susi ist weg“, ruft sie immer wieder. Ganz aufgeregt erzählt sie allen anderen Kindern von ihrer Entdeckung. Die lassen sich schnell anstecken, zumal auch gerade eben bemerkt wurde, dass Peter nicht am gewohnten Platz ist. Die beiden sind spurlos verschwunden. Schnell kommt Tina Henkensiefken dazu, greift regelnd ein. Susi und Peter, das sind nämlich zwei Handpuppen ohne die das tägliche Abendprogramm von „Kirche Unterwegs“ auf diesem Campingplatz gar nicht denkbar ist. Sie müssen also unbedingt wieder her. Die Entführung von Susi und Peter ist an diesem Morgen die Ausgangssituation der Kinderaktion. Und die Kinder gehen begeistert auf die Suche, schließlich sollen die Hauptakteure des Abendprogramms pünktlich wieder zur Stelle sein.
Tina Henkensiefken, Teamleitung bei „Kirche Unterwegs“, hat die Rallye am Vorabend mit ihrem Team ausgearbeitet. Es sind verschiedene Fragen zu beantworten und sportliche Aufgaben zu erledigen, für die es jeweils einen Hinweis auf den Aufenthaltsort von Susi und Peter gibt. „Die Kinder lieben Bewegungsspiele, Basteln ist in diesem Jahr nicht so angesagt. Und wir richten uns da ganz nach den Wünschen der Kinder“, sagt die 27-Jährige, die sonst als Webdesignerin in Hamburg tätig ist. Zehn Tage Urlaub hat sie spendiert, um bei „Kirche Unterwegs“ dabei zu sein. „Ich bereue keinen Tag, im Gegenteil, es lohnt sich, vor allem, wenn man in die strahlenden Kinderaugen sieht“, sagt sie.
Das war vor wenigen Tagen. Und während mittlerweile in Niedersachsen die Erstklässler schon eingeschult wurden, haben in etlichen Bundesländern die Sommerferien gerade erst begonnen. Die Strände und Campingplätze in Friesland verzeichnen noch guten Zulauf, aber die Teams von „Kirche Unterwegs“ haben bereits die Zelte wieder abgebaut. In den vergangenen Tagen wurden auf den Campingplätzen in Hooksiel, Schillig, Dangast und Burhave Abschiedsfeste gefeiert und dann alle Materialien verstaut, Zelte und Wohnwagen ins Winterquartier gebracht.
Im kommenden Jahr soll das Angebot nach Möglichkeit erweitert werden. So wünscht es sich Diakon Volker Pickrun, der vor wenigen Wochen die Stelle als Nachfolger von Harald Herrmann als Beauftragter für „Kirche Unterwegs“ angetreten hat. Die Aktionszeiten auf den Campingplätzen sollen erweitert werden und auf allen Plätzen sollen große Teams mit rund zehn Betreuern zum Einsatz kommen. Das war bisher nur in Hooksiel so, auf den anderen Plätzen betreuten Teams mit zwei bis vier Personen die Aktionen. Die Teams bleiben jeweils zehn bis 14 Tage auf den Plätzen, dann wechselt die Gruppe. Alle leben während dieser Tage in Campingwagen.
Wenn die Pläne aufgehen sollen, werden also wesentlich mehr ehrenamtliche Kräfte benötigt. „So ist es. Ich werde deshalb auch meinen Schwerpunkt auf die Gewinnung von neuen Mitarbeitern legen, mich verstärkt um Schulungen und Fortbildungen kümmern“, sagt Pickrun. „Meiner Ansicht nach ist es auch günstiger, wenn die Teams größer sind. Es geht bei Kirche Unterwegs nicht nur darum, einen Dienst für die Urlauber zu tun. Die Mitarbeiter sollen auch selber ganz intensiv die Gemeinschaft und das Zusammenleben erfahren. Daraus können sie Kraft und Stärke für ihren Glauben tanken“, sagt der 53-Jährige. Dieses Erleben gelänge in größeren Gemeinschaften besser. Außerdem würde man als großes Team besser wahrgenommen.
Oft sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter noch in schulischer oder beruflicher Ausbildung. Dann sind sie von den niedersächsischen Ferien abhängig. Doch wer einmal bei Kirche Unterwegs dabei war, bleibt oft im Team. So wie Tina Henkensiefken. Als Volker Pickrun sie bat, eine Teamleitung zu übernehmen, erinnerte sie sich an die Erlebnisse aus früheren Jahren und sagte zu. Solche Mitarbeiter sind dann meist auch nicht ferienabhängig. Das der Urlaub dafür dahinschmilzt, ist für Tina Henkensiefken kein Problem. „Man bekommt sehr viel zurück“, sagt die junge Frau. Langeweile gibt es nicht, denn die Vorbereitungen laufen immer direkt vor Ort. An diesem Tag ist noch gut zu tun, für den Abend musste noch eine Puppengeschichte erfunden, Requisiten gebastelt und eine kleine Andacht vorbreitet werden.
Jetzt aber geht es ins Winterquartier, Zelte und Materialien müssen eingelagert werden. Und dafür fehlt noch ein Lagerraum. Außerdem ist Volker Pickrun auf der Suche nach günstigen und gut erhaltenen Wohnwagen, damit die dann hoffentlich größeren Teams auch in der kommenden Saison wieder auf den Campingplätzen übernachten können. Genug zu tun für die nächsten Wochen also.
Annette Kellin
Source: Kirche-Oldenburg