Mit einer Vorleseaktion und 15 „Bibelpaten“ hat die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg die überarbeitete Ausgabe der Lutherbibel in der Buchhandlung „Bültmann und Gerriets“ präsentiert.

Dabei stellten die „Bibelpaten“ ihre Lieblingsstellen aus der neuen Bibel vor, die dann von der Sprecherin Katharina Guleikoff und dem Schauspieler Jarno Stiddien vorgetragen wurden. Bei der Vorstellung vermittelten die „Paten“ eine breite Palette von persönlichen Zugängen zur Bibel, die mit Bibelstellen aus der Genesis bis zur Offenbarung belegt wurden.

Für den Philosophieprofessor Dr. Reinhard Schulz ist ein Abschnitt aus dem 1. Korinther-Brief (14,12-20) nicht nur ein Lebensthema, sondern zeige, dass das Verstehen eine ständige Aufgabe sei und eine „atemberaubende Aktualität“ habe.

Der Seniorchef der Firma „bruns Moden“ Kurt Müller-Meinhard berichtete aus seinen Erlebnissen aus den Kriegs- und Nachkriegstagen und wie wichtig ihm und seiner Familie es gewesen war, füreinander ein Segen zu sein. Darum habe er sich einen Abschnitt aus dem Buch Genesis 11,27-12,9 ausgewählt.

Die Frage „wer bist du Gott?“ ist für den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), Pfarrer Martin Seydlitz, eine Frage, die immer wieder neue Antworten finden wolle und darum immer wieder neu gestellt und gepredigt werden müsse. Deshalb sei ihm die Bibelstelle in Exodus 33, 12-23 wichtig.

Die Journalistin Annie Heger hatte sich das Bibelwort aus dem 2. Samuelbuch 22,26-37 ausgewählt, dass man mit seinem Gott über Mauern springen könne. Dieses Wort gebe Mut und Kraft und mit Gottes Hilfe könne man nicht nur Grenzen überwinden, sondern auch Mauern einreißen.

Die Geschichte vom Propheten Jona zeige, wie Gott es „beibringe“, was für die Menschen und nicht für einen Einzel wie Jona wichtig sei, erklärte der Präsident der Oldenburgischen Landschaft, Thomas Kossendey, sein liebstes Bibelwort. Zudem zeige die Bibel einen menschlichen Propheten, der Fehler mache. Außerdem finde Jona auch im Neuen Testament und im Koran Erwähnung.

Für die Leiterin des Schlossmuseums Jever, Professorin Dr. Antje Sander, ist der 23. Psalm nicht nur Poesie, sondern Ausdruck der Zuversicht selbst dann, wenn man selbst keine Worte finde. Es sei immer noch beeindruckend, wie Menschen von über tausenden von Jahren Trostworte gefunden hätten, die noch heute trügen. Diese Worte seien in ihrer Familie Tauf- und Konfirmationsverse geworden.

Inspiriert von den Kompositionen von Felix Mendelsohn-Bartholdy sind für die Inhaberin der Bäckerei Janßen Anne Cordes die Engel Ausdruck von Zuversicht und Begleitung. Darum habe der 91. Psalm für sie eine besondere Bedeutung.

Eine Heilungsgeschichte aus Lukas 13,10-17 ist für Synodenpräsidentin Sabine Blütchen wichtig. Jesus nehme nicht nur die am Rande der Gesellschaft lebende Frau wahr und richte sie aus, sondern entlarve die Schriftgelehrten zugleich als Heuchler, nur weil er die Heilung am Sabbat vollzogen habe.

Für Peter Südbeck, Leiter des Nationalparks Wattenmeer, liegen die Bibelverse über das Sorgen (Matth. 6,26-34) am Herzen. Die Botschaft verweise auf die wirklich wichtigen Dinge in der Welt und das Bild von den Vögeln könne das gut verdeutlichen.

Die Bibel ist für den jüngsten Kirchenältesten im Kirchenkreis Oldenburg-Stadt, Tim Harms, ein Bilderbuch, das zum Ausmalen und Weiterdenken anrege. Sein Lieblingswort aus der Bibel sei das Wort vom Sorgen aus dem Matthäus-Evangelium 6,26-34. Nach seiner Ansicht mache sich die Kirche viel zu viele Sorge um das Morgen und vergesse, sich mit der Aktualität des Heute zu beschäftigen.

Für die Leiterin der Landesbibliothek, Corinna Röder, ist die Auferstehungsgeschichte aus dem Markus-Evangelium 15,42-16,8 die zentrale biblische Stelle. Sie sei nicht nur die erste Nachricht von der Auferstehung, sondern zeige zum einen, dass es Hoffnung gebe, aber auch, dass es Menschen überfordern könne. Deshalb sei es gut, dass die Furcht und der Zweifel nicht verschwiegen würden.

In dem Dreiklang von „Glaube, Liebe, Hoffnung“ aus dem 1. Korinther-Brief Kapitel 13 steckt für den Intendanten des Oldenburgischen Staatstheaters, Christian Firmbach, alles, was im Theater wichtig ist. Es sei nicht immer leicht, Menschen aus 20 Nationen und aus unterschiedlicher sozialer Herkunft die Liebe zur Kunst zu den Menschen und zum Metier zu vermitteln.

Die Johannes-Offenbarung ist für die Kirchenälteste Anita Lehmann aus der Kirchengemeinde Ofen eigentlich nur schwer verständlich. Meist habe sie dieses biblische Buch auch immer viel zu schnell gelesen, bis sie erkannt habe, dass es bildlich zu verstehen sei. Aber am Ende entstehe das wunderschöne Bild vom himmlischen Jerusalem (21,1-7, 22,16-21), das nun zu ihrem liebsten Wort geworden sei.

Am Ende stellte auch Bischof Jan Janssen als Schirmherrn der Veranstaltung sein liebstes Bibelwort vor. Es beschreibe die gefahrvolle Überfahrt des Paulus über das Mittelmeer aus der Apostelgeschichte (27,1-2.13-20-27-28,2), das nicht nur aktueller denn je, sondern Teil des ersten Buches über die erste Geschichte der Christenheit sei.

Lutherbibel
Die Lutherbibel ist eine Übersetzung Martin Luthers, an der er mit engen Mitarbeitern bis an sein Lebensende gearbeitet hat. Seit dem 19. Jahrhundert gab es immer wieder Revisionen dieser Bibel, zuletzt die Lutherbibel 1984. An dieser Fassung war Kritik laut geworden: Das Alte Testament sei sprachlich moderner als das Neue Testament, manches sei unnötig korrigiert worden, bei einigen Stellen habe es Übersetzungsfehler gegeben, berichtete der Reformationsbeauftragte der oldenburgischen Kirche, Pfarrer Nico Szameitat.

Sieben Jahre lang haben im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nun über 70 Fachleute in ganz Deutschland an der Revision der Lutherbibel gearbeitet, immer in Treue zu den Urtexten der Bibel und in Treue zur Sprache Martin Luthers. So sei die Lutherbibel 2017 theologisch genauer und besser übersetzt als Luther 1984, zugleich orientiere sie sich stärker an der kraftvollen Sprache Martin Luthers, so Szameitat.

Die neue Lutherbibel wurde von der EKD an alle Landeskirchen übergeben und wird in einem zentralen ZDF-Fernsehgottesdienst am 30. Oktober um 10 Uhr in Eisenach eingeführt. Der Oberkirchenrat in Oldenburg hat die Lutherbibel 2017 allen Gemeinden der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg als die maßgebliche Bibel zum Gebrauch empfohlen, und so wird sie auch am 30. Oktober in vielen oldenburgischen Gemeinden feierlich eingeführt.
Source: Kirche-Oldenburg