Hannover (epd). Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Niedersachsen (RIAS Niedersachsen) hat im Jahr 2021 insgesamt 131 antisemitische Vorfälle aufgenommen. Darunter seien zwei körperliche Angriffe, elf Bedrohungen und 21 Sachbeschädigungen an jüdischem Eigentum oder Erinnerungsorten an die Schoa, teilte die Amadeu Antonio Stiftung als Trägerin der RIAS Niedersachsen am Mittwoch mit.
«Die Zahlen von RIAS Niedersachsen sind einmal mehr Beweis dafür, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland antisemitische Gewalt insbesondere während der Corona-Pandemie erleiden mussten. Das muss alarmieren», sagte Tahera Ameer, Vorständin der Stiftung, laut Mitteilung vom Mittwoch. Rund die Hälfte aller antisemitischen Artikulationen seien dem sogenannten Post-Schoa-Antisemitismus zuzurechnen, der sich etwa in einer Täter-Opfer-Umkehr oder in Formen der Schoa-Relativierung äußere.
In 30 Prozent der Fälle seien Stereotypen des israelbezogenen Antisemitismus verwendet worden, 27 Prozent der Fälle entfielen auf das sogenannte antisemitische Othering (von engl. «other» = andersartig). Dabei werden Jüdinnen und Juden als fremd oder nicht dazugehörig beschrieben.
Fast ein Drittel aller antisemitischen Vorfälle des Vorjahres hatte laut RIAS einen direkten Bezug zur Corona-Pandemie. Die staatlichen Maßnahmen und die Proteste dagegen hätten Gelegenheiten geboten, Antisemitismus offener zu artikulieren. Weitere 21 Vorfälle standen den Angaben zufolge in Verbindung zur Eskalation des arabisch-israelischen Konflikts. Im Mai 2021, als es vermehrt zu anti-israelischen Demonstrationen kam, seien mit 32 die meisten Fälle registriert worden.
Kirche-Oldenburg
Meldestelle verzeichnet 131 antisemitische Vorfälle in Niedersachsen