Göttingen (epd). Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zeigt sich enttäuscht von den deutschen Islamverbänden. Die Menschenrechtsorganisation hatten die Verbände Anfang Juli dazu aufgerufen, sich in den Freitagspredigten gegen die Gräueltaten des «Islamischen Staats» im Irak vor acht Jahren auszusprechen. Kein einziger Verband sei jedoch dazu bereit gewesen, sagte GfbV-Nahostexperte Kamal Sido am Dienstag in Göttingen. «Für ein friedliches Miteinander der Religionen im Irak, aber auch in Deutschland ist das ein fatales Signal.»

Die Menschenrechtler hatten neben den deutschen Islam-Verbänden auch Organisationen im Irak und weltweit dazu aufgerufen, radikale Islamisten auch politisch und ideologisch zu bekämpfen. «Der Aufruf für ein Signal der Solidarität an eine von Muslimen bedrohte Glaubensgemeinschaft war den Verbänden nicht einmal eine Antwort wert», sagte Sido. Gläubige Muslime hätten so ein Zeichen für ein friedliches Miteinander aller Religionsgemeinschaften des Irak setzen können.

Bei den Angriffen auf die jesidische Bevölkerung im Sinjar-Gebirge im Irak wurden im August 2014 den Angaben zufolge mindestens 5.000 Menschen, die nicht zum Islam konvertieren wollten, von IS-Terroristen ermordet. Mehr als 6.000 jesidische Frauen und Mädchen seien entführt, vergewaltigt und auf Sklavenmärkten verkauft worden. Etwa 135.000 Vertriebene lebten immer noch in Flüchtlingslagern.

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Menschenrechtler bedauern Schweigen islamischer Verbände