23 Jahre nach dem Massaker von Srebrenica bewerten Menschenrechtler die Lage in der ostbosnischen Stadt als «beklemmend hoffnungslos». Die Region liege nicht nur wirtschaftlich am Boden, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker am Dienstag in Göttingen. Auch die Spannungen mit den serbischen Einwohnern von Srebrenica und die Ängste der Bosniaken seien bislang nicht abgebaut worden. In Srebrenica hatten serbische Truppen am 11. Juli 1995 Tausende bosniakische Männer ermordet und Zehntausende Menschen vertrieben.

   Von den vertriebenen muslimischen Bosniern hätten bislang höchstens 4.000 eine Rückkehr gewagt, berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker. Viele Rückkehrer hielten sich nur im Sommerhalbjahr in den Dörfern um Srebrenica auf, um ihre Felder zu bearbeiten.
Sobald die Ernte eingebracht sei, zögen sie wieder in die bosnische Föderation.

   Deshalb seien viele Dörfer im Winter verwaist und wegen fehlender Infrastruktur von der Außenwelt abgeschnitten. Wer dauerhaft nach Srebrenica zurückkehren wolle, könne kaum Geld verdienen, denn die Arbeitslosigkeit sei dort sehr hoch. Die meisten bosniakischen Familien wollten sich auch nicht damit abfinden, dass ihre Kinder in der Schule von Srebrenica kein Bosnisch lernen dürften. Die Stadt gehört seit dem Friedenabkommen von Dayton im Jahr 1995 zur Republika Srpska, also dem mehrheitlich von bosnischen Serben bewohnten Teil von Bosnien-Herzegowina.

epd
Source: Kirche-Oldenburg