Göttingen (epd). Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat davor gewarnt, die Lösung des Katalonien-Streits Spaniens Strafgerichten zu überlassen. «Die umstrittene Zukunft Kataloniens ist ein politischer und gesellschaftlicher Konflikt, der politische Lösungen braucht», sagte der Direktor der Menschenrechtsorganisation, Ulrich Delius, am Sonnabend in Göttingen. Wenn die spanische Regierung sich weiter dem Dialog mit Befürwortern der Unabhängigkeit Kataloniens verweigere und wieder die Strafrichter vorschicke, dann werde dies nur die Spannungen zwischen den Konfliktparteien schüren.

Am Freitag hatte das Oberste Gericht des Landes angekündigt, 25 führende Politikerinnen und Politiker Kataloniens strafrechtlich wegen Separatismus und anderer Delikte zur Verantwortung zu ziehen. 13 Repräsentanten der Unabhängigkeitsbewegung wurden Medienberichten zufolge wegen «Rebellion» formell angeklagt, ihnen drohen demnach bis zu 30 Jahre Haft. Fünf dieser Politiker wurden am Freitag wegen Fluchtgefahr in Haft genommen, unter ihnen Jordi Turull, der als aussichtsreichster Kandidat für den Vorsitz der Regionalregierung galt.

Mindestens sieben führende katalanische Politiker und Politikerinnen haben inzwischen im Ausland Zuflucht gesucht und halten sich derzeit in Belgien, der Schweiz und Schottland auf. Zuletzt entzog sich am Freitag die Generalsekretärin der Republikanischen Linken Kataloniens, Marta Rovira, ihrer Verhaftung durch Flucht. «Für die meisten Katalanen sind diese politischen Flüchtlinge Märtyrer, einer Lösung der Katalonien-Krise ist damit nicht geholfen», sagte Delius.
Source: Kirche-Oldenburg