Berlin/Hannover (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland vor 100 Jahren gewürdigt. Dies sei eine «fundamentale politische Entscheidung, die zur Gleichberechtigung von Mann und Frau wesentlich und unabdingbar war», sagte Merkel in ihrem am Sonnabend veröffentlichten Video-Podcast. Auch die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer, bezeichnete die Einführung des Frauenwahlrechts als wichtigen Meilenstein.
Merkel machte deutlich, dass es eine dauerhafte Aufgabe sei, die im Grundgesetz festgeschriebene Gleichberechtigung von Männern und Frauen in die gesellschaftliche Realität umzusetzen. Sie verwies dabei auf Maßnahmen der Bundesregierung zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Inzwischen seien 72 Prozent der Frauen erwerbstätig, unterstrich die Kanzlerin. Am Montag wird die Bundesregierung das Jubiläum im Deutschen Historischen Museum in Berlin feierlich begehen.
Am 12. November 1918 hatte die Revolutionsregierung aus SPD und USPD, der Rat der Volksbeauftragten, das allgemeine und gleiche Wahlrecht für Männer und Frauen im Deutschen Reich verkündet. Frauen durften erstmals am 19. Januar 1919 an der Wahl der verfassunggebenden Nationalversammlung teilnehmen.
Die frühere FDP-Politikerin Schwaetzer, die an der Spitze des Kirchenparlaments der EKD steht, würdigte anlässlich des Jahrestages das Engagement der Vorkämpfer für die Gleichstellung von Mann und Frau. «Den mutigen Frauen, die sich vor mehr als 100 Jahren für das Wahlrecht von Frauen eingesetzt haben, sind bis heute unzählige Frauen und später auch Männer gefolgt, die nicht hinnehmen wollten, wenn Menschen aufgrund ihres Geschlechts unterschiedliche Rechte haben», hob sie hervor.
Zugleich bedauerte Schwaetzer Versäumnisse in der kirchlichen Gleichstellungsgeschichte: «Obwohl die Wahlrechtsfrage in der evangelischen Kirche nicht nur in der Kaiserzeit erregte Debatten und Wortmeldungen auslöste, sondern in einigen Landeskirchen noch bis in die 1960er Jahre diskutiert wurde, ist dieses Kapitel kirchlicher Gleichstellungsgeschichte im allgemeinen kirchlichen Bewusstsein kaum im Blick», erklärte die Synodenpräses.
Dieses Kapitel der Kirchengeschichte werde nun vom Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Hannover und der Konferenz der Genderreferate und Gleichstellungsstellen in den Landeskirchen beleuchtet. Der zweite Ergänzungsband zum «Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der evangelischen Kirche in Deutschland» befasse sich mit der Entwicklung des aktiven und passiven Frauenwahlrechts in der evangelischen Kirche. Die Synode der EKD tritt am Sonntag in Würzburg zu ihrer Jahrestagung zusammen.
Source: Kirche-Oldenburg