Oldenburg/Hannover (epd). Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) will den islamischen Religionsunterricht an den Schulen des Landes ausbauen. Dazu seien vor allem mehr Lehrerinnen und Lehrer nötig, die das Fach unterrichten wollten, sagte Tonne der Oldenburger "Nordwest-Zeitung". Er werbe deshalb auch um Quereinsteiger und um bereits im Schuldienst tätige Lehrkräfte muslimischen Glaubens, die sich für den Religionsunterricht weiterqualifizieren wollten.

Derzeit nähmen nur fünf Prozent der gut 65.000 muslimischen Schüler am islamischen Religionsunterricht teil, der seit 2013 als ordentliches Fach unterrichtet werde. 35 Lehrkräfte seien an mehr als 60 Schulen tätig, sagte der Minister. Das seien überwiegend Grundschulen, aber auch Ober-, Real- und Gesamtschulen sowie sechs Gymnasien. Die Lehrkräfte hätten ein Erweiterungsstudium oder eine Weiterbildung absolviert. An der Universität Osnabrück würden derzeit die ersten Referendare ausgebildet, die den Masterstudiengang Islamische Religion abgeschlossen hätten.

Das Fach habe auch deshalb für die Landesregierung eine große Bedeutung, weil es die Kinder und Jugendlichen anrege, über ihre Religion nachzudenken, erläuterte Tonne: Im Koranunterricht in der Moscheegemeinde werde dagegen eher das Kennenlernen der Tradition und das Auswendiglernen und Aufsagen von Koranversen praktiziert.

Deshalb seien in der Schule Lehrer nötig, "die in dieser Religion beheimatet sind, aber denen gleichzeitig ein religionspädagogisches Repertoire zur Verfügung steht, Probleme zu benennen, zu reflektieren und Kindern eine eigenständige Deutung zu ermöglichen", betonte der Minister. Ein solcher Unterricht helfe den Kindern, mit anderen Religionen ins Gespräch zu kommen. "Es gibt oft einen riesigen Aha-Effekt, wenn sie merken, Islam, Christentum und Judentum haben viele Gemeinsamkeiten."
Source: Kirche-Oldenburg