Hannover/Lüneburg (epd). Weihnachtslieder werden nach Ansicht der niedersächsischen Landesregierung auch künftig einen festen Platz an den Schulen des Bundeslandes haben. Das Singen von explizit christlichen Weihnachtsliedern im Unterricht entspreche nicht der Ausübung einer religiösen Handlung und falle daher nicht unter das Grundrecht auf negative Religionsfreiheit, erklärte das niedersächsische Kultusministerium am Donnerstag in Hannover. Es beantwortete damit eine parlamentarische Anfrage der AfD-Landtagsfraktion.

Diese hatte wissen wollen, ob nach Auffassung der Landesregierung das Singen von Weihnachtsliedern zur Weihnachtszeit in der Schule eine Missachtung der Glaubensüberzeugungen nichtchristlicher Schüler darstelle. Die AfD bezog sich damit auf einen Vorfall an einer Schule in Lüneburg im Dezember 2016. Dort hatte eine muslimische Schülerin den Klassenraum verlassen, als Weihnachtslieder gesungen wurden. Der Schulleiter sprach daraufhin die Empfehlung aus, «aus Rücksichtnahme auf andersgläubige Schülerinnen und Schüler in solchen Situationen auf religiöse Weihnachtslieder zu verzichten».

Diese Empfehlung sei auch in der Berichterstattung teilweise missverständlich als Verbot zum Singen von Weihnachtsliedern aufgefasst worden, erklärte nun das Kultusministerium: «Ein Verbot zum Singen von Weihnachtsliedern an unseren Schulen gibt es nicht.» Zudem bestehe auch nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts grundsätzlich kein Anspruch darauf, von der Wahrnehmung anderer religiöser oder weltanschaulicher Bekenntnisse verschont zu bleiben.

Wie alle anderen Fächer leistet dem Ministerium zufolge auch das Fach Musik einen Beitrag zur grundlegenden Bildung, indem es die gestalterischen Kräfte der Schüler sowie ihre Wahrnehmungs- und Ausdrucksfähigkeit entwickelt und fördert. Die Jugendlichen lernten Musik als ein «gesellschaftliches und historisches Zeugnis» kennen. Diese Bildungsziele ließen sich auch anhand einer vielfältigen Auswahl an traditionellen Weihnachtsliedern erarbeiten. Nicht alle Lieder thematisierten dabei christliche Kontexte, sondern bezögen sich zum Teil auch auf die Jahreszeit oder europäisches Brauchtum.
Source: Kirche-Oldenburg