„Mit Musik kann man Sachen ganz anders ausdrücken, als der Theologe auf der Kanzel“, erläutert Ralf Grössler, „Sie hat eine ganz eigene Kraft.“ Der Wildeshauser Kantor hat am 28. Mai die musikalische Leitung beim Abschlussgottesdienst des Kirchentages in Wittenberg, der zugleich der zentrale Festgottesdienst zum Reformationsjubiläum ist. Und er hat viel Arbeit in die Auswahl der Lieder für den Gottesdienst investiert, damit diese die Botschaft des Gottesdienstes bestmöglich unterstützen.

Der Gottesdienst in Wittenberg ist bereits Grösslers zweiter Abschlussgottesdienst bei einem Kirchentag. Bereits 2009 gestalteten er und sein Chor den Gottesdienst in Bremen mit. „Aber die Anfrage aus Wittenberg ist schon etwas Besonderes“, betont Grössler. Dennoch erbat er sich eine kurze Bedenkzeit, bevor er zusagte. „Die Arbeit für den Kirchentag ist Ehrenamt. Da musste ich zunächst mit meiner Gemeinde, der oldenburgischen Kirche und meiner Familie Rücksprache halten“, erzählt er. Aber ganz schnell war ihm klar: Er will diese Herausforderung annehmen.

Und das nicht allein. In Wittenberg kann Grössler auf seinen Chor und das Orchester, mit dem er schon mehrere musikalische Großprojekte gestemmt hat, zurückgreifen. Der Chor probt bereits seit längerem. Die Musikerinnen und Musiker bekamen ihre Noten Ende April. „Vorher waren die Partituren nicht fertig“, berichtet Grössler. Immerhin über 180 Seiten. Und der Kantor musste für zahlreiche Lieder die Orchesterfassung erst arrangieren. „Das ist der Nachteil, wenn man auch neue geistliche Lieder einbaut. Dazu gibt es dann noch keine Orchesterfassungen.“

„Ein feste Burg“ ganz anders
Welche Lieder im Gottesdienst erklingen werden, will Grössler vorab allerdings nicht verraten. Nur so viel sagt er: „‚Eine feste Burg‘ wird nicht gesungen, obwohl das sicher viele erwarten. Aber es kommt vor.“ Und wie bei vielen seiner Projekte wird sich auch im Abschlussgottesdienst in Wittenberg eine Idee durch den ganzen Gottesdienst ziehen. „Als der Kirchentagspastor uns seine Gedanken zum Gottesdienst vorstellte und ich das erste Mal die Lesung hörte, hatte ich gleich die Idee, das mit einer bestimmten Musik zu verbinden. Diese wird dann an mehreren Stellen vorkommen“, verrät Grössler.

Mit der fertigen Partitur und den Proben mit den Musikerinnen und Musikern ist für Grössler die Arbeit zum Kirchentag nicht getan. Denn da der Gottesdienst im Fernsehen übertragen wird, muss Grössler auch für das Drehbuch in der Partitur markieren, wann welche Musikerinnen und Musiker zu hören sind. „Man nimmt die Musik ganz anders war, wenn man dazu auch die Musiker groß im Bild sieht“, weiß Grössler. Außerdem gilt es für ihn und die Musikerinnen und Musiker natürlich auch, die Generalprobe am Sonnabend mit dem Fernsehteam zu absolvieren.

Der Bläserchor, der von den Landesposaunenwarten geleitet wird, stößt allerdings erst am Sonntag dazu. „Am Tag des Gottesdienstes beginnt unser Programm ab 9 Uhr mit der Bläserprobe. Um 10 Uhr startet bereits das Vorprogramm“, berichtet Grössler. Insgesamt werden die Musikerinnen und Musiker von 8.00 bis 14.30 Uhr auf der Bühne sein. „Das wird auch eine logistische Herausforderung.“

Ein Beitrag von Kerstin Kempermann.

Source: Kirche-Oldenburg