Oldenburg/Bremerhaven (epd). Mit Blick auf Weihnachten in der Coronakrise stehen nach Ansicht des Oldenburger Musikwissenschaftlers Gunter Kreutz gesunder Menschenverstand und die Liebe zu Ritualen in einem Konflikt. «Um die Herausforderungen der Krise zu meistern, brauchen wir Strategien und Konstanten», sagte Kreutz der Bremerhavener Nordseezeitung (Sonnabend). Weihnachtsrituale zählten dazu. «Deswegen tut sich die Politik auch so schwer, einen Lockdown zu verhängen. Rational gesehen wäre das die einzig richtige Lösung – aber unsere Symbolkultur ist uns sehr viel wert.»

Weihnachtslieder hätten in der Krise Konjunktur und könnten für manche tröstlich sein, sagte der Professor der Universität Oldenburg. Es sei viel die Rede von Isolation und den Schäden, die diese bei vielen Menschen anrichte. «Musik ist kein Allheilmittel, doch sie kann das Gefühl von Vereinsamung zeitweilig mindern.» Wichtig sei, dass Lieder positive Erinnerungen weckten und auch zum Mitsingen oder zum Tanzen verlockten.

In der zweiten Welle der Pandemie sollte die Musik noch mehr genutzt werden, empfahl Kreutz. «Wir müssen in den Familien noch mehr Zeit miteinander verbringen. Und das bedeutet nicht nur Freude, sondern kann auch viel Stress auslösen.» Umso wichtiger seien Strategien für ein harmonisches Zusammenleben. «Da sollte Musik nicht fehlen. Und wenn man sie teilt, etwa durch gemeinsames Singen, dann trägt das gegen Stress und Gewalt in den Familien sicherlich etwas bei.»

Kirche-Oldenburg
Musikwissenschaftler: Symbolkultur zu Weihnachten ist stark